Warum kennen so viele, auch erfahrene Therapeuten, die ISTDP nicht?

Davanloo forschte und lehrte in Kanada und den USA. In den 1980er Jahren stellte er seine Methode erstmals in Europa, zunächst in den Niederlanden und der Schweiz, vor. 1992 fand das erste eintägige Symposium mit Dr. Davanloo in Erlangen statt. Bis 1996 kam er zu vier Symposien nach Erlangen, Dresden und Berlin. Darüber hinaus hat eine Kerngruppe intensiv bei ihm gelernt, allen voran Frau Dr. Gottwik, der es zu verdanken ist, dass es die IS-TDP überhaupt in Deutschland gibt.

Die Methode scheint zunächst einfach und logisch. Nach größeren Veranstaltungen interessiert sich häufig eine größere Anzahl von Kollegen und Kolleginnen für die IS-TDP. Da diese Arbeit damit verbunden ist, dass auch das Unbewusste des Therapeuten mobilisiert wird und damit einhergehend aber auch die Abwehrmechanismen des Therapeuten gegen diese Mobilisierung, gerät der therapeutische Prozess in Schwierigkeiten, solang der Therapeut nicht die eigenen unverarbeiteten Themen durchgearbeitet hat. Diese Prozesse erschweren die Arbeit mit der IS-TDP erheblich, und dadurch sinkt das Interesse an der IS-TDP wieder. Ein weiterer Grund gegen das Erlernen der IS-TDP ist für viele Kollegen die obligatorische und etwas aufwendige Video-Dokumentation der Sitzungen. Die Videodokumentation verhilft zwar einerseits in außerordentlichem Maße zum Verständnis des Unbewussten des Patienten und zum Verständnis und zur Verbesserung der therapeutischen Technik, ist aber andererseits auch ein gnadenloser Spiegel für den Therapeuten.

Ingrid Orbes