Buchbesprechung „Der Unterschied – was den Menschen zum Menschen macht“ (Thomas Suddendorf)

Thomas Suddendorf: „Der Unterschied – was den Mensch zum Menschen macht
Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin 2014, 464 Seiten
Orginaltitel: „The Gap. The Science of What Separates Us from Other Animals“
(Basic Books, New York 2013)

Der Entwicklungspsychologe Thoma Suddendorf forscht und lehrt an der University of Queensland in Brisbane. Sein Spezialgebiet ist die Evolution des menschlichen Geistes. Mit Leidenschaft und Spannung berichtet er aus seinen  vergleichenden Forschungsarbeiten über die frühkindliche Entwicklung und das Verhalten von Menschenaffen und verknüpft jüngste Erkenntnisse aus Psychologie, Verhaltensbiologie und Neurowissenschaften.
Seine Forschungsergebnisse zentrieren sich auf das Zusammenwirken zweier grundlegender geistiger Fähigkeiten beim Schritt vom Menschenaffen zum Menschen: Die einzigartige Fähigkeit des Menschen zu „verschachteltem“ Denken und dem Drang des Menschen, zu kommunizieren und sich über die Szenarien in seinem Kopf mit anderen Menschen auszutauschen. Mit „verschachteltem Denken“ meint Suddendorf unsere Fähigkeit, Erfahrungen abzuspeichern und diese Episoden nicht nur zu erinnern sondern sie auch in die Zukunft zu projizieren. Und wir Menschen können noch mehr, wir können uns zum Beispiel Szenerien ausmalen, die wir noch nie erlebt haben. Suddendorf nennt das „mentale Zeitreisen“.

Mich hat an diesem Buch zweierlei fasziniert:
– zum einen der allgemein bildende Charakter. Die einzelnen Kapitel beziehen sich auf Themen wie Evolutionsgeschichte, Sprache, Gedächtnis, Intelligenz, Empathie, Kultur und Moral.
– zum anderen Aspekte, die für Psychotherapeuten interessant sind wie die Fehleranfälligkeit des menschlichen Gehirns bei der Projektion früherer Erfahrungen in Gegenwart und Zukunft. Seit dieser Lektüre ist mir viel intensiver aufgefallen, wie viele ineinander verschachtelte Szenarien das Unbewusste ausmachen, die dann am Ende unser reales Denken und Verhalten bestimmen.

„Der Unterschied“ liest sich bei allem naturwissenschaftlichen Ernst flüssig und unterhaltsam – diese Lesbarkeit ist vielen Veröffentlichungen aus dem englisch sprachigen Raum gemeinsam und macht das Dazulernen zu einem Vergnügen.