Ja, der Patient hat die Wahl. Zu jedem Zeitpunkt der Therapie. Aber, um den krankmachenden Motor im Unbewussten (die fusionierten kindlich-mörderischen Wutgefühle und Schuldgefühle) loszuwerden, ist rasches und zielgerichtetes Handeln wichtig. Wir muten den Patienten ein gewisses Maß an Angst zu. Eine Angst, die durch die Nähe zum Therapeuten entsteht. Diese Angst darf nicht überwältigend sein. Da Angst ein sehr unangenehmes Gefühl ist, ist es die Aufgabe des Therapeuten, und dies vor allem am Anfang der Therapie, die Phase der Angst möglichst kurz zu halten. Dafür ist es notwendig, die Übertragungskomponente des Widerstandes (transference component of resistance, kurz TCR) rasch und effektiv zu mobilisieren. Mit dem Anstieg von TCR geht ein Abfall der projektiven Angst einher und damit wird es möglich, dass Wut- und Schuldgefühle aus dem UBW evakuiert werden können. Ja, der Patient hat die Wahl, zu jedem Zeitpunkt der Therapie diese abzubrechen, es wird ihm im Rahmen der Head-on Collision als Alternative sogar angeboten. Aber abbrechen heißt ja auch, das destruktive System zu „füttern“ und davonzulaufen. Dies muss der Therapeut dem Patienten klar vor Augen führen, damit dieser neu entscheiden kann. Nur wenn dem Patienten klar wird, was er da macht, dann ist das wirklich seine Entscheidung. Abzubrechen oder davonzulaufen vor der eigenen Angst wird ihm dann als Mechanismus bewusst, mit dem er sich aus seinen Gefühlen heraushält. Im Prozess hat er die Chance, seine Gefühle am Therapeuten zu erleben. Warum sollte er sich dann verweigern! Mit dieser Frage und der präzisen Klärung dieses Abwehrmechanismus wird sein Wille zur Freiheit gestärkt. Der Patient kommt ja, weil er sein Problem loswerden will und nicht um davor davonlaufen oder um sich der Begegnung mit sich selbst zu entziehen. Natürlich kann der Therapeut den Patienten nur soweit auf seiner Reise ins Unbewusste begleiten, wie er selbst die Kräfte dazu hat.
Gerhild Wagner