2017

38th International Audiovisual Symposium on the Science of the Metapsychology of the Unconscious: Davanloo`s Technique of the total Removal of the Resistance and Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy, Montreal, Canada, Oktober 2017, Kommentar von Ursula Sporer

Dr. Davanloo`s „Search for the Resistance“ und seine besondere Aufmerksamkeit konzentriert sich seit Jahren auf die multidimensionale, generationenübergreifende Übertragungsneurose. Für mich war es wieder einmal eindrücklich, mit welcher Akribie er die audiovisuellen Aufnahmen von Therapiesequenzen sichtet und analysiert und nach Antworten sucht. Sinngemäß hat sich mir folgende Äußerung eingeprägt: „Wenn sich eine Frage auftut, dann kann ich nicht anders, ich muss unablässig in den Aufnahmen nach einer Antwort suchen, und wenn es Stunden und Tage dauert.“

Davanloo`s Art, für sich selber und für die Anwesenden ein Verstehen zu erarbeiten und Antworten zu suchen, prägte den Verlauf des Symposiums. Videosequenzen alter Aufnahmen aus seinen Anfängen in den 60er Jahren und Videosequenzen aus dem aktuellen Closed-Circuit-Workshop Programm wurden nebeneinander gestellt. Das ermöglichte Vergleiche über den Anstieg der Übertragungskomponente des Widerstands (Transference Component of Resistence, TCR), über die Struktur der unbewussten Abwehrorganisation (Unconscious Defensive Organisation, UDO) und über die Qualität von unbewusster Wut beim Durchbruch (Murderous Rage oder Sadistic Murderous Rage).

Bei diesen Präsentationen scheint immer wieder auf, dass es jenseits der schon gut bekannten alten Videoaufnahmen noch eine Vielzahl älterer Aufnahmen von anderen Patienten gibt, und damit entsteht immer wieder der neugierige Wunsch, auch diese anderen Patienten sehen zu können. Obwohl auch ich viele der gezeigten Aufnahmen wiedererkannt habe, ist es mir dieses Mal erst klar geworden, dass Davanloo das Prinzip, die allgemein gültige Regel hinter den sichtbaren Phänomenen sucht. Dazu braucht er nicht unzählige verschiedene Prozessveräufe zu sichten, sondern er konzentriert sich auf das genaue Analysieren einiger typischer und zentraler Sequenzen – betreffend TCR, Abwehrstruktur und  Ausmass der Primitivität der Wut – und auf den Vergleich mit den neuen Aufnahmen aus dem Workshop Programm.

Wichtig für mich persönlich war, mehr über die unbewusste Abwehrorganisation zu lernen, wie sich eine gesunde Abwehr im Kontakt mit dem Therapeuten darstellt und wie sich im Gegensatz dazu eine beschädigte Abwehr (impairment) zeigt, mit dem Leitphänomen der projektiven Angst, das immer beim Vorhandensein einer Übertragungsneurose vorliegt. Da tut sich natürlich anschließend die Frage auf, wie dieses Impairment beseitigt werden kann und wie ich den dafür extrem hohen Anstieg von TCR in meiner Praxis erreichen könnte.

Sehr hilfreich für mich in diesen Fragen waren auch die Präsentationen von drei Kolleginnen: Angela Schmitt, Irene Ostertag und Atessa Firouz-Petermann, die als Kontrastdarstellungen gesehen werden können. Die Präsentation von Angela Schmitt über ihre Arbeit mit einer 17-jährigen anorektischen Patientin kannte ich schon, sowohl von unserer Jahrestagung in Berlin als auch aus unserem Bonner Weiterbildungskurs. Der Fokus in Berlin und in Bonn, mit dem Studium mehrerer Sitzungsanfänge im Therapieverlauf, war auf dem Herbeiführen und Erkennen von Strukturveränderungen gelegen. Damals ist mir ein Licht aufgegangen, wie Strukturveränderungen sichtbar werden.

Der Fokus in Montreal lag auf der Frage, wie sich ein heftiger Durchbruch unbewusster Wut (SMR in diesem Fall) mit Sicherheit von einem explosiven Ventilphänomen (explosive discharge of affect) abgrenzen lässt – das heißt, wie sich pänomenologisch die Aktivierung der neurobiologischen Bahnen für Wut unterscheiden lässt von projektiver Angst. Im Vergleich hierzu waren in der Präsentation von Irene und Atessa die Phänomenologie und die Kriterien für  eine gesunde, nicht beschädigte Abwehrorganisation zu studieren und auch zu spüren.

Wieder ein bisschen mehr verstanden! Mit diesem zufriedenstellenden Gefühl bin ich Samstagnacht heim nach Bayern geflogen :)
Danke schön allen Beteiligten!

Ursula Sporer, Regensburg

38th International Audiovisual Symposium on the Science of the Metapsychology of the Unconscious: Davanloo`s Technique of the total Removal of the Resistance and Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy, Montreal, Canada, Oktober 2017, Kommentar von Ursula Sporer Read More »

Die Übertragungskomponente des Widerstandes – Transference Component of the Resistance – TCR

Seit 50 Jahren erforscht Davanloo das Unbewusste des Menschen. Davanloo hat seinem Forschungsprojekt den Namen „Search for the Resistance“ gegeben. Mit dieser Forschung begann er in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Eine wichtige Entdeckung Davanloos ist der sogenannte Twin-Factor „Widerstand und Übertragung”. Mit Twin-Factor ist die Abwehr des Patienten gegen die Nähe des Therapeuten bei gleichzeitiger Mobilisierung komplexer (aktueller und verdrängter) Gefühle durch die Nähe des Therapeuten gemeint. Aus dem Begriff des Twin-Factors hat sich der Begriff der „Transference Component of the Resistance“ (nachfolgend wird für diesen Begriff die englische Abkürzung TCR verwendet) herauskristallisiert.

Die Erforschung der TCR ist Davanloos große Leidenschaft, gleichzeitig ist die TCR Kristallisationspunkt und Leitlinie seiner wissenschaftlichen Analyse des Unbewussten und seines schöpferischen Schaffens.

Die im Folgenden zitierten Worte Davanloos stammen aus den Closed Circuit Training Workshops 2017 in Montreal und aus dem 38th International Symposium on the Science of the Metapsychology of the Unconscious im Oktober 2017. Dr Davanloo selbst hat angeregt, diesen Aufsatz zu schreiben und in Deutschland zu veröffentlichen.

(siehe auch Dr.Davanloos website www.davanloo.ca)

Der zentrale Stellenwert der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR

Die im Unbewussten zurückgehaltenen und fusionierten reaktiven Wut- und Schuldgefühle stellen den Hauptwiderstand dar. Das völlige Entfernen dieses Hauptwiderstandes ist das ständige Ziel eines Psychotherapeuten, der mit Davanloos Techniken arbeitet. Es kann nur gelingen mit einer hohen TCR. Davanloos Technik zur vollständigen Entfernung des Widerstandes ist das Fundament zum Erreichen dieses Zieles.

Im August 2017 stellte Davanloo folgenden Vergleich an: ”If you look at the undersea-research, they have a lot of equipment. And if we think of the unconscious, we think we know everything; but that is not the case. It is too vast. What is the problem of the sea? When you dive, there is no bottom. And the same is the unconscious.” Das Unbewusste scheint bodenlos, wir können uns dort mit Leichtigkeit verlieren. Wenn wir im Unbewussten tauchen und uns nicht verlieren wollen, brauchen wir eine Führungsleine. Diese Führungsleine heißt TCR. Ohne die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR kommen wir nirgendwo hin. Ein Patient, der keine TCR entwickeln kann, bleibt im Kontakt mit seinem Unbewussten verloren. Seine Angst ist dann hoch. Die TCR (die des Patienten und die des Therapeuten) gibt Halt. Mit der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR haben wir den Prozess unter Kontrolle. Die TCR widersteht den Untiefen. Davanloo im August 2017: “Control – and monitoring also – remains the dimension of the metapsychology of the unconscious. The unconscious is a vast area. A vast area! But we are not going to travel in the vast area of the unconscious. Flying from America to Europe is the pilot´s aim and the task is to reach the Jetstream. Then the pilot goes with the Jetstream until he arrives at Paris. He does not navigate the whole time. That would be a waste of energy. He follows the Jetstream. The Jetstream is like TCR. When we are in the Jetstream, the process is saved. We have to follow the TCR, the transference component of the resistance.” 

Im Beginn des therapeutischen Prozesses gibt dem Patienten die TCR des Therapeuten Halt und Sicherheit. Mit zunehmender Evakuierung von Schuld- und Wutgefühlen aus dem Unbewussten entwickelt der Patient seine eigene TCR. Die eigene TCR ermöglicht dann in zunehmendem Maße Autonomie im therapeutischen Prozess und der Patient räumt immer selbstständiger sein eigenes Unbewusstes auf. Früher hat Davanloo häufig die Metapher vom Piloten und dem Co-Piloten beschrieben, dass nämlich zunächst der Therapeut der Pilot sei und dass aber bei einem guten Verlauf der Therapie schon bald der Patient das Steuer übernimmt und der Therapeut dann nur noch Co-Pilot ist.

Was ist nun der Unterschied zwischen der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR und dem Twin Factor? Wenn früher der Begriff Twin Factor benutzt wurde, war damit ein Vorgang gemeint, der sich zwischen Therapeut und Patient abspielt. Der Begriff der TCR, so wie Davanloo ihn heute gebraucht, geht über die therapeutische Situation hinaus und beinhaltet zusätzlich eine ganz eigene Dynamik, die sich autonom und unabhängig vom Therapeuten im Unbewussten des Patienten abspielt. Die TCR entwickelt sich in der Beziehung zum Therapeuten, aber die Fähigkeit, TCR zu entwickeln, wird ab einem gewissen Zeitpunkt ein autonomer Prozess. Der Patient wird zunehmend autark. Er wird zunehmend sein eigener „Pilot“, und dies nicht nur im therapeutischen Setting sondern auch im Alltag. Der Patient kann genau beschreiben, wie er sich früher in einer konflikthaften Situation verhalten hätte und wie er die gleichen Situationen heute besser bewältigt.

Ständiges Ziel der therapeutischen Arbeit mit Davanloos Techniken ist es, dass der Patient lernt, die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR selbstständig zu entwickeln. Diese Fähigkeit wird ihn auch über die Psychotherapie hinaus im weiteren Leben begleiten, so dass er schwierige emotionale Situationen in reifer Weise meistern kann. Kinder, die in einem emotional freien Klima aufwachsen, lernen von Anbeginn ihres Lebens, TCR (diese „Widerstandskraft“) zu entwickeln. Nur spricht man hier nicht von TCR, sondern von kompetentem, angstfreiem Sozialverhalten, von einer gewissen Wehrhaftigkeit oder von einer guten Emotionsregulation.

Für den Psychotherapeuten ist von fundamentaler Bedeutung, dass er ein eigenes starkes „TCR-Center“ aufbaut, welches ihm ermöglicht, einen inneren Schutzwall zu bilden, wenn dies notwendig ist. Dies wird immer dann notwendig, wenn der Psychotherapeut mit malignen Abwehrmechanismen konfrontiert ist und die Gefahr besteht, dass er in eine Übertragungsneurose mit dem Patienten verwickelt wird.

Psychotherapeuten arbeiten mit seelisch beschädigten Menschen zusammen, die nicht über ein gesundes unbewusstes Abwehrsystem verfügen. Dem Psychotherapeuten begegnen sie, je nach Ausmaß ihrer Beschädigung, mit mehr oder weniger malignen Abwehrmechanismen. Ein Psychotherapeut sollte einer jeglichen malignen Abwehr „widerstehen“ (TCR!) können, ob dies nun Projektion, Anklage, Vorwurf, Provokation, Sarkasmus, Opposition, Entwertung oder andere Mechanismen sind. Es gibt Patienten, deren Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems so stark ausgeprägt ist, dass die einzige verfügbare Abwehr die Angst selbst (einhergehend mit Projektion) ist. Hier muss der Therapeut besonders versiert darin sein, eine drohende Dissoziation zu erkennen, abzufangen und dabei zu helfen, die mobilisierten Gefühle produktiv auf den Therapeuten zu entladen.

Ein gesunder Psychotherapeut lässt sich nicht emotional verwickeln, er lässt sich nicht „emotional anstecken“ und er begegnet dem Patienten wertschätzend und mit „Widerstandskraft“ (TCR!). Eben diese „Widerstandkraft“ (TCR!) fehlt einem Menschen, dessen unbewusstes Abwehrsystem beschädigt ist, sei er nun Patient oder Therapeut. Ein beschädigtes unbewusstes Abwehrsystem zeichnet sich dadurch aus, dass der Betroffene sein Unbewusstes nicht auf autonome Weise schützen kann. Seine neurobiologischen Bahnen des Widerstandes sind in Abhängigkeit von Schwere und Zeitpunkt der Traumatisierung nicht ausgebildet oder sie sind beschädigt. Weil das unbewusste Abwehrsystem beschädigt ist, wird das Unbewusste des Betroffenen überflutet mit unbewusster Angst und der Betroffene greift auf maligne Abwehrmechanismen zurück, mit denen er emotionale Nähe verhindert oder zerstört.

Die beschädigte unbewusste Abwehrorganisation und die Konsequenzen für die Interventionstechnik

Unser Gehirn ist plastisch und veränderungsfähig. Neurobiologische Bahnen werden aufgebaut, z.B. um Laufen oder Sprechen zu lernen. Sie können aber auch wieder abgebaut werden, wenn bestimmte Areale nicht mehr benutzt werden. Bei einem Pianisten sind diejenigen Areale im Cortex, die mit der Fingerbewegung in Verbindung stehen, größer als bei einem Menschen, der kein Piano spielt. Wenn dieser Pianist das Musizieren aufgibt, werden die Areale wieder kleiner. Hemmende und aktivierende Synapsen (biochemische und elektrische Prozesse) werden vermehrt ausgebildet oder verschwinden, je nach Aktivität, je nach Bedarf. Auch Angst, Widerstand und Gefühle werden auf diese Weise gesteuert, gleich, ob sie nun bewusst werden (Frontales Vorderhirn/Cortex) oder im Unbewussten (Limbisches System) verbleiben.

Ein reifer, emotional autonomer Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er sich seiner Gefühle bewusst ist und dass er seine Gefühle auf kluge Weise regulieren kann. Gefühle der Gegenwart werden dabei nicht von Gefühlen aus der Vergangenheit überlagert. Davanloo nennt dies ein „autonomes unbewusstes Abwehrsystem“ und spricht in diesem Zusammenhang von „fluiden neurobiologischen Bahnen des Widerstandes“. Fluide neurobiologische Bahnen des Widerstandes sorgen für eine effektive Emotionsregulation, mit der sich der Mensch vor Traumatisierungen schützen kann und durch die er in der Lage ist, Konflikte mit seinen Mitmenschen wirksam zu lösen, ohne selbst verletzend zu wirken. Ein reifer Mensch mit einem gesunden unbewussten Abwehrsystem geht übergriffigen und verletzenden Menschen instinktiv aus dem Weg. Wenn dies nicht möglich ist, baut er, ganz automatisch und unbewusst, einen passageren inneren Schutzwall auf, den er jedoch nur dann benutzt, wenn es darum geht, sich vor Anfeindungen und Verletzungen zu schützen und sich dagegen zu wehren.

Unter der unbewussten Abwehrorganisation versteht Davanloo das kompetente und unbewusste Emotions- und Affektregulationssystem, das die Grundlage für selbstbewusstes, kluges und respektvolles Handeln im Alltag, in der Familie und im Umgang mit sich selbst ist. Eine Beschädigung der unbewussten Abwehrorganisation (engl.: impairment of the unconscious defensive organisation, von manchen amerikanischen und kanadischen Kollegen auch  „iDS“ abgekürzt) spiegelt sich im Spektrum der verschiedenen dysfunktionalen Abwehrmechanismen bis hin zum malignen Widerstand bei unterschiedlichen Übertragungsneurosen.

Da die Beschädigungen der unbewussten Abwehrorganisation eine Fehlentwicklung oder eine fehlende Entwicklung aus den frühen Kindheitsjahren darstellen, werden die damit verbundenen Schwierigkeiten und Behinderungen als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit wahrgenommen. Das eigene Verhalten wird nicht als ein störendes, krankhaftes oder verletzendes Verhalten erlebt. Die Behinderung wird als solche gar nicht wahrgenommen.

Erst wenn sich die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR entwickelt, verwandelt sich dieses ich-syntone Erleben in ein ich-dystones. Der Patient begreift im therapeutischen Prozess, was Davanloo einmal (in etwa) folgendermaßen ausgedrückt hat: „Du beißt die Hand, die gut zu dir ist. Aber da wo du beißen solltest, da beißt du nicht!“. Dem Patienten wird bewusst, dass er sich mit seinen Abwehrmechanismen gegen „das Gute“, gegen emotionale Nähe, gegen liebevolle Zuwendung und gegen die Entwicklung seiner Persönlichkeit wehrt.

Davanloo unterteilt die Patienten in zwei Hauptgruppen. Zur ersten Hauptgruppe gehören die Patienten, deren neurobiologische Bahnen des Widerstandes regelrecht ausgebildet sind. Ihre traumatisierenden Erfahrungen fanden im Alter von fünf bis sechs Jahren oder später statt. Diese Patienten leiden nicht unter einer intergenerationalen, destruktiv-kompitiven Übertragungsneurose und sie werden auch keine weiteren Übertragungsneurosen im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter ausbilden. Die Betroffenen aus dieser Gruppe können dennoch sehr ausgeprägte Symptome und Einschränkungen aufweisen. Im therapeutischen Setting nach Davanloo reagieren sie jedoch nicht mit malignen Abwehrmechanismen. Sie setzen vielmehr taktische Abwehrmechanismen ein, was dem Therapeuten zeigt, dass ihre neurobiologischen Bahnen des Widerstandes gut funktionieren. Die Beschädigung der unbewussten Abwehrorganisation ist bei diesen Patienten nur milde ausgeprägt, die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR kann leicht mobilisiert werden. Gleichwohl soll auch bei ihnen eine rasche Mobilisierung der TCR angestrebt werden. Insgesamt ist jedoch pro Sitzung ein geringerer Anstieg der TCR erforderlich, um strukturelle Veränderungen zu erreichen als bei Patienten aus der zweiten Hauptgruppe.

Zur zweiten Hauptgruppe gehören die Patienten, bei denen die traumatisierenden Ereignisse in den Zeitraum zwischen Geburt und fünften bis sechsten Lebensjahr fallen. Aufgrund der frühen Traumatisierung konnte sich ihr unbewusstes Abwehrsystem gar nicht erst richtig entwickeln oder es wurde in der Entwicklungsphase beschädigt. Die neurobiologischen Bahnen des Widerstandes funktionieren nicht. Diese Patienten haben keine andere Möglichkeit, als alle Wut- und Schuldgefühle zurückzuhalten und maligne, unreife Abwehren zu benutzen, durch welche sie emotionale Nähe verhindern oder zerstören. Die Mobilisierung der TCR erfordert an dieser Stelle Geschick und Ausdauer des Therapeuten, denn er begegnet hier dem malignen Widerstand. Eine beschädigte unbewusste Abwehrorganisation geht immer mit massivem Widerstand einher und jedes Individuum, das von einer beschädigten unbewussten Abwehrorganisation betroffen ist, leidet immer auch unter einer intergenerationalen Übertragungsneurose. Um gegen diesen malignen Widerstand ankommen zu können, benötigt der Therapeut ein fundiertes Wissen über Pathogenese und Pathophysiologie der multidimensionalen intergenerationalen (destruktiv kompetitiven) Übertragungsneurosen und insbesondere auch der Übertragungsneurosen, die sich in Jugend und Erwachsenenalter den intergenerationalen Übertragungsneurosen noch zusätzlich überstülpen („Superinfektion“ oder „Sekundärinfektion“).

Es gibt also eine kompetente fluide und eine behinderte komplexe Abwehrorganisation und die beiden stellen die jeweiligen Endpunkte eines Spektrums dar. Ein Kind wird als freier Mensch geboren und trägt die Fähigkeit zur Entwicklung eines gesunden und autonomen Unbewussten in sich. Ein Kind wird jedoch in eine ganz bestimmte emotionale Umwelt geboren. Diese kann eher gesund und unkompliziert oder eher eingeschränkt und komplex sein. Ein Kind kann nicht anders als sich seiner Umwelt anzupassen, denn es ist abhängig. Wenn nun Kinder ihren Gefühlen keinen Ausdruck geben können, bleiben diese Gefühle im Unbewussten gefangen. Reaktive Wut und dazugehörende Schuldgefühle bleiben im Unbewussten des Kindes verdrängt, wenn Bindungspersonen selbst Probleme mit ihrer Emotionsregulation haben und aus diesem Grunde Wutgefühle oder andere Gefühle des Kindes nicht aushalten können. Infolgedessen lernt das Kind nicht, seine Gefühle zu regulieren und mit diesen selbstbestimmt umzugehen. Das einzige, was das Kind lernt, sind die Isolierung und das Verdrängen der Gefühle, nicht aber deren kompetente Regulation. Im Laufe der  Jahre bleibt ein Übermaß an Wut-, Schuld- und sonstigen Gefühlen im Unbewussten gefangen. Das Kind lernt nicht, sein Unbewusstes zu verteidigen. Der einzige Schutzmechanismus, der ihm zur Verfügung steht, ist die Distanzierung zusammen mit weiteren Abwehrmechanismen. Das Kind kann kein gesundes Abwehrsystem ausbilden, weil das Zurückhalten und  Verdrängen der Gefühle die einzige Art der Emotionsregulation ist, zu der es fähig ist. Das Kind bildet keine fluiden neurobiologischen Bahnen des Widerstandes aus, sondern es lernt nur, Gefühle angstbesetzt von sich weg zu halten. Die neurologischen Bahnen des Widerstandes funktionieren nicht, sie sind gelähmt, behindert. Aus diesem Zustand resultiert massive projektive Angst. Mangels fluider neurobiologische Bahnen des Widerstandes ist das Unbewusste des Kindes jedoch wehrlos weiteren Schädigungen/Traumatisierungen ausgesetzt, z.B. durch andere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene und dann im späteren Leben z.B. durch Kollegen, Chefs oder Psychotherapeuten. Das Kind speichert in den ersten Jahren seines Lebens die primitiven Systeme der Erwachsenen und wird auch späterhin sehr leicht zum Speicherort weiterer primitiver Systeme anderer Menschen. Wenn das unbewusste Abwehrsystem eines Kindes beschädigt ist, hat das Kind keine Handhabe, um sich gegen diese „Kolonialisierung“ zur Wehr zu setzen.  In den ersten Jahren des Lebens werden die Schädigungen durch Bindungspersonen verursacht, welche selbst eine beschädigte Abwehrorganisation aufweisen und aufgrund dessen z.B. mit Sarkasmus, Anklage, ständigem Widerspruch oder anderen malignen Abwehrmechanismen auf Emotionen des Kindes reagieren, das sich wiederum mit seinen reaktiven Wut- und Schuldgefühlen immer weiter zurückzieht. Durch das ständige Zurückhalten der Gefühle wird die unbewusste Abwehrorganisation noch zusätzlich geschädigt. Auf das Kind wird ein emotionales System übertragen, das wider seine Natur ist und das ihm sein kindliches Grundrecht auf Gesundheit und freie Entwicklung nimmt. Es wird von der Neurose der Erwachsenen geprägt, so als ob ihm ein pathogener Keim übertragen worden wäre, der das natürliche Reifen der Unbewussten Abwehrorganisation behindert. Vergleichen kann man diese Situation mit einem jungen Tier, das in einem zu engen Käfig gefangen gehalten wird, in dem es sich nicht frei bewegen und seine Beinmuskulatur nicht ausbilden kann. Ein solcher Art verkrüppeltes Tier läuft Gefahr, im Erwachsenenleben immer wieder neu Opfer zu werden. In der Enge einer emotional unfreien Umwelt kann das Kind seine neurobiologischen Bahnen des Widerstandes nicht entwickeln. Die Abwehr bleibt starr, unreif, paralysiert, sie ist alles andere als fluide und wirksam. Ein solcher Zustand ruft massiv projektive Angst hervor. Das Kind lernt nicht, selbstbestimmt mit seinen Gefühlen umzugehen, sondern wird zum Gefangenen seiner Ängste und Abwehrmechanismen und ist anfällig für die Übertragung weiterer „pathogener Keime“.

Anders verhält es sich mit Traumatisierungen, die auf ein Unbewusstes treffen, dessen unbewusste Abwehrorganisation sich regelrecht entwickeln konnte. Die unbewusste Abwehrorganisation ist in einem Alter von fünf bis sechs Jahren oder später insofern ausgereift, dass Traumatisierungen lediglich zu einer funktionellen Einschränkung des an sich voll entwickelten Abwehrsystems führen. Anders als bei den in den frühen Lebensjahren traumatisierten Menschen, regeneriert ein solchermaßen beschädigtes Abwehrsystem unter einer Therapie mit den Techniken Davanloos viel rascher.

Die Aufgabe eines Psychotherapeuten, der nach Davanloos Techniken arbeitet, ist es immer, die Beschädigung (engl. impairment) des unbewussten Abwehrsystems zunächst zu diagnostizieren und dann schnellstmöglich zu beheben. Deshalb lautet die Frage zu Beginn jeder Therapie, wie stark die Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems bei dem jeweiligen Patienten ausgeprägt ist.

Diese Frage beantwortet sich durch das Ausüben von Druck auf die komplexen Übertragungsgefühle, durch die Beurteilung der auftretenden Abwehrmechanismen und durch die Angstdiagnostik.  Der Patient mit stark beschädigtem unbewusstem Abwehrsystem reagiert im therapeutischen Prozess beim Ausüben von Druck auf die aktuellen Gefühle beispielsweise gelähmt, gehemmt, mit leiser Stimme und mit hoher unbewusster Angst. Er wirkt leblos und der therapeutische Prozess scheint zu stagnieren. Im Konfliktdreieck Gefühl-Abwehr-Angst zeigt der Patient keine Fluidität und reagiert nicht oder nur wenig mit der Kanalisierung der Angst in die quergestreifte Muskulatur.

Diagnostisch unterscheidet Davanloo sehr sorgfältig die Art des auftretenden Widerstandes. Denn die Fähigkeit, dem Anprall der Gefühle aus dem Unbewussten standzuhalten, ist je nach Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems unterschiedlich ausgeprägt. Menschen, die dem Anprall der Gefühle aus dem Unbewussten standhalten können, verfügen über gut ausgebildete „Kanäle“ (neurobiologische Bahnen) zwischen Cortex und Limbischem System. Andere verfügen über diese Bahnen nicht. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass Cortex und Limbisches System durch andrängende Gefühle „entkoppelt“ werden, und dass sich eine Dissoziation entwickelt. Dem Psychotherapeuten, der mit Davannlos Techniken arbeitet, ist die TCR ein unverzichtbares Signalsystem.

Drei wichtige Schritte stellen den Schlüssel zur Beseitigung des destruktiven Widerstandes dar. Der erste Schritt ist es, die komplexen Übertragungsgefühle maximal zu mobilisieren, der zweite Schritt ist die Mobilisierung und Intensivierung der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR und der dritte Schritt besteht aus der Analyse des Prozesses und der gewonnenen Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Problemen des Patienten.

Davanloo im August 2017: “The comprehensive analysis at the end is extremly important to create a new structure. It is very important to do a psychoanalytic investigation of all the problems. When you do that over and over, you give a major power to the structure of the unconscious.”

Die Mobilisierung der komplexen Übertragungsgefühle

Durch Druck auf die aktuellen Gefühle des Patienten in der Beziehung zum Therapeuten reagiert ein Patient zunächst einmal zunehmend mit Übertragungsgefühlen. Diese Gefühle machen dem Patienten Angst und sie werden deshalb abgewehrt (Twin Factor). Der neurotische Mensch reagiert überall im Alltag mit Abwehrmechanismen. Aber erst durch den Druck auf Gefühle in der therapeutischen Beziehung beginnen die Abwehrmechanismen sich als Widerstand in der Übertragungsbeziehung herauszukristallisieren. Das Besondere an den Behandlungstechniken Davanloos ist, dass die Entwicklung von Widerstand, im Gegensatz zu anderen Therapierichtungen, begrüßt wird, und dass mit dem Widerstand, zum Vorteil des Patienten gearbeitet wird.

Der Verlauf einer Therapie hängt im starken Maße davon ab, wie schnell es gelingt, den Twin-Factor zu entwickeln. Wenn die beiden Faktoren „Übertragung” und „Widerstand” nicht sofort auffindbar sind, dann muss mit dem Druck auf komplexe Übertragungsgefühle begonnen werden („Wie fühlen Sie mir gegenüber?”), sofern Angst in der therapeutischen Beziehung vorhanden ist, die auf Übertragungsgefühle hinweist. Wenn Angst in der Beziehung zum Therapeuten zu beobachten ist, kann nach Zeichen des Widerstandes gesucht werden.

Gefühle können auch durch die Erfragung von konfliktbeladenen Situationen der Gegenwart mobilisiert werden, was im Patienten früher oder später ebenfalls Widerstand hervorruft und Übertragungsgefühle gegenüber dem Therapeuten weckt.

Der Aufbau der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR

Wenn Widerstand in Form reifer Abwehrmechanismen sichtbar wird, wenn sich also die neurobiologischen Bahnen des Widerstandes auszubilden beginnen, kann die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR durch die konsequente und effektive Anwendung von Head-on collisions weiter aufgebaut werden (Davanloos Technik der optimalen Mobilisierung der Übertragungskomponente des Widerstandes). Durch die Macht einer hohen TCR können in einer ersten Sitzung Wut und Schuldgefühle wirksam aus dem Unbewussten entfernt werden. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die neurobiologische Bahnen des Widerstandes zum ersten Mal in effektiver Weise formiert und das Erleben von Wut- und Schuldgefühlen ermöglicht. Es ist fortan die Aufgabe des unbewussten Abwehrsystems, sich immer besser zu formieren, fluide zu werden und das Unbewusste von der Macht des malignen Widerstandes (zementierte Wut- und Schuldgefühle) zu befreien. Durch die Strukturierung der neurobiologischen Bahnen des Widerstandes kann der Patient sein Unbewusstes nicht nur immer autonomer von pathogenen Gefühlen befreien sondern er kann sein Unbewusstes auch in zunehmendem Maße verteidigen, ohne auf maligne Abwehrmechanismen zurückgreifen zu müssen. In der Strukturierung der neurobiologischen Bahnen des Widerstandes zeigen sich das Wachstum und die zunehmende Macht der TCR. Wenn ein Patient bei Druck auf die komplexen Übertragungsgefühle mit unreifen Abwehrmechanismen reagiert, muss die Technik seinen besonderen Bedürfnissen angepasst werden.

Eine Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems beseitigt man im Verlauf einer Therapie sukzessive, indem der maligne Widerstand schrittweise geschwächt und bestenfalls ganz ausgeräumt wird. Dies gelingt durch wiederholtes Kanalisieren der  im Unbewussten festgehaltenen kindlichen Wut- und Schuldgefühle nach außen in die therapeutische Beziehung hinein. Der Patient erlebt dabei die verschiedenen kindlichen Gefühle bewusst, führt sie nach außen ab und entlastet auf diese Weise Schritt für Schritt sein eigenes Unbewusstes. Um diesen Weg zu gehen und um die die therapeutische Arbeit effektiv und erfolgreich werden zu lassen, brauchen wir die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR. Wir brauchen eine hohe TCR beim Therapeuten und wir brauchen eine möglichst hohe TCR beim Patienten. Mit Hilfe der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR gelingt es, die neurobiologischen Bahnen des Widerstandes zu aktivieren, zu fördern und ihrer eigentlichen Bestimmung, der Verteidigung des Unbewussten einerseits und der Emotionsregulation andererseits, zuzuführen.

Eine hohe TCR garantiert die Fähigkeit, einerseits den andrängenden Gefühlen aus dem Unbewussten und andererseits der emotionalen Nähe mit dem Therapeuten standzuhalten. Eine hohe TCR fördert die Entschlossenheit, der inneren Gefangenschaft ein Ende zu bereiten, die Fusion aus Wut- und Schuldgefühlen aufzulösen und die pathogenen Schuldgefühle zu vernichten.

Ein optimaler Aufbau der TCR im Erstinterview ermöglicht, dass der Patient ein erstes Mal seine alten verdrängten Gefühle aus dem Unbewussten kontrolliert in die Beziehung zum Therapeut kanalisieren kann. Für diesen kurzen umschriebenen Moment verfügt er über diese „Widerstandskraft“ (TCR), die es ihm ermöglicht, sich seiner tiefen und lebenslang verborgenen Gefühlen bewusst zu werden, mit diesen Gefühlen in Kontakt zu bleiben und sie nach außen in Richtung des Therapeuten zu entladen. Im Moment des Durchbruchs dieser Gefühle aus dem Unbewussten geschieht die Entflechtung der Wut- und Schuldgefühle, die im Unbewussten miteinander fusioniert und „eingekellert“, oder besser gesagt „eingekerkert“ waren. In diesem Moment des Durchbruchs aus dem Unbewussten funktionieren die neurobiologischen Bahnen des Widerstandes zum ersten Mal im Sinne einer kompetenten Abwehr und befreien das Unbewusste zum ersten Mal von der pathogenen Fusion aus Gefühlen, allen voran die Fusion aus Wut und Schuldgefühlen. Allein eine hohe TCR hat die Macht, die Fusion aufzulösen. Davanloo im August 2017: “TCR takes the fusion off. If you remove the fusion, human relationships will change.”   

Wenn die verdrängten, kindlichen Gefühle aus dem Unbewussten befreit sind und der Mensch die Erfahrung macht, dass er die Potenz hat, sich selbst Struktur zu geben, dann verliert er an Angst und kann immer entspannter und offener auf seine Mitmenschen zugehen. Dies wiederum beruhigt und vereinfacht alle zuvor angespannten Beziehungen, insbesondere die Beziehungen zu Bindungspersonen, Partnern und eigenen Kindern.

Durch die Macht der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR ist die unbewusste Abwehrorganisation während eines ersten tiefgreifenden Durchbruchs aus dem Unbewussten für kurze Zeit intakt. Zum ersten Mal sorgt sie dafür, dass das limbische System entlastet und von „pathogenem Material“ befreit wird. Nach kurzer Zeit fällt sie jedoch in ihren gewohnten starren, steifen und unreifen Zustand zurück, das Unbewusste ist wieder mit einer „Mauer“ verschlossen. Jede weitere Entlastung des limbischen Systems wirkt sich jedoch positiv auf die Strukturierung der unbewussten Abwehrorganisation aus. In jedem weiteren Interview wird die TCR durch die gemeinsame Anstrengung von Therapeut und Patient immer wieder neu aufgebaut, die „steifen“ neurobiologischen Bahnen werden „trainiert“, damit sie geschmeidig werden, bis die TCR im Patienten nach einer gewissen Zeit durch das wiederholte Bahnen der neurologischen Wege und durch das wiederholte Abfließen von kindlichen Wut- und Schuldgefühlen aus dem Unbewussten zu dieser „Widerstandskraft“ geworden ist, die ein selbstbestimmtes und emotional freies Leben ohne verkrüppelnde, unreife Abwehrmechanismen garantieren kann.

Die Beziehung zwischen der TCR und der unbewussten therapeutischen Allianz UTA

An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass die TCR und die unbewusste therapeutische Allianz UTA eng mit einander zusammenhängen. Die unbewusste therapeutische Allianz UTA entsteht auf dem Boden einer stärker und kraftvoller werdenden TCR. Ohne TCR keine UTA. Wenn das Unbewusste von „Wolken aus Angst“ umschlossen ist, können Signale aus dem Unbewussten die Oberfläche nicht erreichen. Wenn unter der Macht der TCR die Fusion von Wut- und Schuldgefühlen aus dem Unbewussten entfernt wird, verschwindet die projektive Angst und die Mitteilungen der unbewussten therapeutischen Allianz UTA können zum Therapeuten gelangen.

Davanloo antwortete im August 2017 auf die Frage einer Teilnehmerin der Gruppe “Is the UTA linked to the TCR?” folgendes: “Sure! A major component of the UTA is the TCR. UTA is the therapeutic process under the power of TCR.” Die TCR ist mehr als nur ein Katalysator im Prozess, die TCR ist eine Wegweiserin, die uns nicht nur die Richtung anzeigt sondern die uns im Prozess zudem Sicherheit und Abschirmung garantiert. Die TCR ist wie der Jetstream und die unbewusste therapeutische Allianz UTA ist wie der Funkkontakt zum Therapeuten. Wenn der Patient Autonomie erlangt hat, braucht er den Funkkontakt zum Therapeuten nicht mehr. Er kann sein Flugzeug alleine steuern.

Eine autonome, bzw. zunehmend autonomer werdende, unbewusste Abwehrorganisation hat mehrere Aufgaben. Ihre erste Aufgabe ist es, das pathogene Reservoir an komplexen verdrängten kindlichen Gefühlen zu entleeren oder metaphorisch gesagt, die „innere Heimat“ zu entmischen und zu entmüllen. Des Weiteren soll sie das Unbewusste gegen weitere „Kontaminierung“  schützen. Zusätzlich hat eine autonome unbewusste Abwehrorganisation auch die Aufgabe, eigene primitive Gefühle zu kontrollieren, wenn die äußere Situation dies erfordert, z.B. einem ungerechten Chef oder einem anstrengenden Kind gegenüber. Ein kompetentes unbewusstes Abwehrsystem verfügt über „Wehrhaftigkeit“ nach innen und nach außen.

Ein jeder einzelne weitere Anstieg der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR bedeutet Sicherheit und Abschirmung für den gemeinsamen therapeutischen Prozess. Wehrhaftigkeit, Durchsetzungskraft und Belastbarkeit nicht nur im einzelnen Prozess, sondern auch im realen Leben, nehmen damit zu. Die Gefahr der Ausbildung einer Übertragungsneurose zwischen Therapeut und Patient nimmt ab. Ein sehr hoher Level an TCR lässt sowohl die Angst vor und den Widerstand gegen emotionale Nähe vollständig verschwinden. Mit dem Verschwinden der Angst und mit einer hohen TCR klingen auch die malignen Abwehren ab, die dem Patienten zuvor „Krücke“ und Ausdruck seiner „Behinderung“ waren. Zum Vergleich: Ein Tier das nicht laufen kann, muss (oder es meint, es müsse) viel öfter und heftiger beißen als ein Tier, das im vollen Besitz seiner Beweglichkeit und Kraft ist. Mit wachsender TCR kann der Patient nun dem Ansturm der heftigen verdrängten Wut- und Schuldgefühle standhalten und diese nach außen in die therapeutische Beziehung befördern. Auf diese Weise wird der Hauptwiderstand (die ins Unbewusste verdrängte Fusion von Wut- und Schuldgefühlen) Stück für Stück beseitigt. Mit der schrittweisen Beseitigung des destruktiven Hauptwiderstandes wird das Limbische System entlastet und das beschädigte unbewusste Abwehrsystem kann sich erholen, bzw. neu aufbauen. Die neurotische Verkennung der Realität nimmt ab. Ab einem gewissen Zeitpunkt, wenn der Patient seine verbesserte Ich-Wirksamkeit im realen Leben erlebt, steigt sein Kampfgeist noch weiter, weil er die innere Enge endgültig beseitigen will, um in emotionaler Freiheit leben zu können.

Die zentrale Stellung der Head-on Collision HOC

Komplexe Übertragungsgefühle enthalten per se keine TCR. Die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR entsteht erst durch die Mobilisierung der verdrängten komplexen Gefühle in der Übertragung und durch die Anwendung von gut strukturierten Head-on collisions ab dem Zeitpunkt, zu dem sich die komplexen Übertragungsgefühle und die damit verbundenen Abwehrmechanismen in der therapeutischen Beziehung kristallisiert haben. Durch den Druck auf komplexe Übertragungsgefühle treten im therapeutischen Prozess verschiedene Abwehrmechanismen in den Vordergrund, die dem Widerstand gegen emotionale Nähe dienen und deren Funktion es ist, den Hauptwiderstand (die ins Unbewusste verdrängte und zementierte Fusion von Wut- und Schuldgefühlen) abzuschirmen. Um strukturierte und energiegeladene  Head-on collisions mit den auftretenden Abwehrmechanismen ausführen zu können, bedarf es einer hohen TCR des Therapeuten. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind und die Head-on collisions effektiv angewendet werden, steigt die TCR des Patienten steil in die Höhe. Die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR ist dann wie „eine starke Hand in der Dunkelheit des Ozeans“, die der Patient (angestoßen durch gute Head-on collisions) ergreifen kann, um sich selbst daran aufzurichten. Wenn der Therapeut jedoch selbst „auf einem unsicheren Kahn in der Dunkelheit des Ozeans schlingert“, dann fällt es ihm schwer, im Prozess gute Head-on collisions auszuführen, und wird es für Therapeut und Patient wesentlich schwieriger, sich aufzurichten, d.h. TCR zu entwickeln. Eine hohe TCR beim Therapeuten gibt dem Patienten Sicherheit und sie schirmt den Prozess gegen die Gefahr der Ausbildung einer Übertragungsneurose ab. Mit jeder HOC spürt der Patient besser, dass der Therapeut mit dem Ansturm seiner heftigen kindlichen Gefühle gut klarkommen wird. Das hilft ihm, seine verdrängten Gefühle zu mobilisieren und nach außen abzuführen. Wenn die TCR des Therapeuten niedrig ist, wird die Abfuhr der Gefühle für den Patienten mühsam oder sogar unmöglich. Die Unsicherheit des Therapeuten überträgt sich auf den Patienten.

Elaborierte Head-on Collisions sind in Zusammenhang mit konsequenter Anwendung von Druck auf vermiedene Gefühle das effektivste Mittel, um die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR steil ansteigen zu lassen. Die Head-on Collision ist das wichtigste Instrument, mit dem der Therapeut alle destruktiven Kräfte entwaffnet, die dem pathogenen Widerstand dienen. Mit einer HOC werden Destruktivität, Selbstsabotage, Zurückhaltung und Stagnation wirksam bekämpft.

Davanloo unterstreicht aber auch immer wieder, wie wichtig die Betonung der Ressourcen des Patienten ist, wodurch nicht nur die komplexen Übertragungsgefühle ansteigen sondern auch die TCR. Dieser Anstieg führt zu einer deutlich fühlbaren Spannung zwischen Therapeut und Patient. Aber auch im Patienten selbst steigen Tonus, Aufmerksamkeit, positive Erwartung und krisenhafte Zuspitzung des Kampfes zwischen positiven Kräften und destruktiven Kräften und der Patient muss sich entscheiden. Der Therapeut hilft, indem er einerseits insistiert, dass der Patient die destruktiven Kräfte aufgeben soll, und andererseits die Ressourcen des Patienten betont

Davanloo im November 2017: „swinging with the restistance and with the positive forces“.

Ein weiteres potentes Hilfsmittel, um die TCR zu stärken, ist das Anschauen der eigenen Therapiestunden, oder, wie das in Davanloos Closed-Circuit-Training Workshops in Montreal möglich ist, das Anschauen der Interviews von Kollegen. Der Patient/Workshop-Teilnehmer beobachtet sein eigenes Verhalten und Erleben, bzw. das der Kollegen, und stellt eigene Verhaltensmuster und Sichtweisen in Frage und öffnet sich für Neues. Dies geschieht auf der bewussten Ebene und auf der unbewussten Ebene.

Die revidierte Bedeutung von Challenge

Challenge hingegen wirkt nicht fördernd auf die Entwicklung der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR, weshalb Davanloo heute auf Challenge fast völlig verzichtet. Einfach nur auf Abwehrmechanismen hinzuweisen hilft nicht weiter. Davanloo sagte im November 2017, dass Challenge allenfalls benutzt werden darf wie eine Prise Salz in der Suppe, und auch erst zu einem Zeitpunkt, zu dem die TCR in hohem Maße vorhanden ist. Therapeuten, die Challenge benutzten, hätten eine Vorliebe für ineffektive Interventionen, was deren eigene Beschädigung der unbewussten Abwehrorganisation anzeige. Challenge verdirbt den Aufbau der TCR. Challenge weckt zwar komplexe Übertragungsgefühle, aber Challenge verstärkt gleichzeitig Angst und maligne Abwehrmechanismen. Challenge kann in die fragile Angstabfuhr mit Dissoziation führen. Challenge gefährdet insbesondere Patienten mit einer beschädigten unbewussten Abwehrorganisation. Sie fühlen sich durch Challenge angeklagt oder provoziert und reagieren darauf mit dem Ausbau ihrer komplexen unreifen Abwehr, schlimmstenfalls mit Dissoziation. Challenge stellt keine gesundheitsfördernde Interventionstechnik dar. Bei Patienten mit beschädigtem unbewussten Abwehrsystem, die große Schwierigkeiten mit der Entwicklung der TCR haben, wirkt Challenge als negative manipulative Interventionstechnik. Im November 2017 antwortete Davanloo auf die Frage, ob Challenge überhaupt etwas bewirke, dass Challenge Wellen mache, wie ein Kind, das in einer Wasserschüssel plätschert. Effektive Head-on Collisions aber würden dem wilden Ozean gleichen, der die tiefsten Gefühle aus dem Unbewussten an die Oberfläche spült. Einfach nur darauf hinzuweisen, dass der Patient Abwehrmechanismen benutzt, unterstützt den Anstieg von TCR nicht, anhaltender Challenge schadet.

Die multidimensionalen Strukturveränderungen

TCR bedeutet, eine Art eigene Widerstandskraft aufzubauen, die wir dazu nutzen können, unser Unbewusstes kontinuierlich von malignem Widerstand zu befreien. Es geht um den destruktiven Hauptwiderstand, der nicht nur entmachtet sondern vollkommen aufgelöst werden soll und damit sind die verdrängten Schuldgefühle in Fusion mit mörderischer oder sadistisch mörderischer Wut gemeint. Konstant an der Evakuierung von Sadismus und Schuldgefühlen zu arbeiten, ist der Mechanismus, der im Unbewussten strukturelle Veränderungen ermöglicht (Davanloos Technik der multidimensionalen unbewussten Strukturveränderungen) und der die Umwandlung einer komplexen, behinderten unbewussten Abwehrorganisation hin zu einer machtvollen unbewussten Abwehrorganisation schafft. Das Ausmaß der unbewussten strukturellen Veränderungen (und damit das Ausmaß der Gesundung) hängt vom Ausmaß des Entfernens von fusionierten Wut- und Schuldgefühlen (Hauptwiderstand) aus dem Unbewussten ab und damit hängen die strukturellen Veränderungen von der Kraft der TCR ab. Unbewusste strukturelle Veränderungen geschehen idealerweise in Sekundenbruchteilen. Die maximale Mobilisierung der TCR bewirkt, dass das Bild des ermordeten Therapeuten in Sekundenbruchteilen zum Bild der ursprünglichen Bezugsperson umschlägt (Phänomen des „Pincement des images“) und dass das Erleben der Wutgefühle in Sekundenbruchteilen in das Erleben der Schuldgefühle übergeht. Davanloo sagte einmal an einem solchen Punkt: „Die Beiden (Wutgefühle und Schuldgefühle) kommen gemeinsam durch die Tür“. Das limbische System folgt den kortikalen Zentren in Sekundenbruchteilen. Je höher die TCR aufgebaut ist, je höher ist das Ausmaß an Sadismus, das erlebt werden kann und umso schneller ist der Umschlag von Bild des vernichteten Therapeuten hin zum Bild der ursprünglichen Bindungsperson, umso schneller erfolgt der Übergang von Wut- zu Schuldgefühlen und umso effektiver ist der Abfluss von Schuldgefühlen. Eine hohe TCR garantiert, dass die De-Fusion von Wut- und Schuldgefühlen schnell gelingt und dass sich die neurobiologischen Bahnen des Widerstandes fluide und rasch dem Prozess anpassen. Die neurobiologischen Bahnen (hemmende und fördernde Synapsen) zwischen Cortex und limbischen System sorgen dann in Sekundenbruchteilen dafür, dass die Gefühle freigegeben und die ursprünglichen Zusammenhänge (neurobiologische Bahnen der Augen und der Erinnerung) erkannt werden. Erfolgreiche unbewusste strukturelle Veränderungen zeigen sich beim Patienten in der zunehmenden Fluidität im Unbewussten, in der zunehmenden Freiheit der Bewegung und der Stimme, in der Rückkehr von frühen Erinnerungen und darin, dass er in freiem Kontakt mit seinen Gefühlen und in unbeschwertem, entspanntem Kontakt mit dem Therapeuten und mit den Mitmenschen steht. Nach erfolgreicher Umstrukturierung kann sich der Patient auf sein Unbewusstes verlassen, die unbewusste Angst hat sich aufgelöst. Und um dies zu erreichen, sind wir vollkommen von einer starken TCR abhängig.

Davanloo im August 2017: “Another power of the TCR is memory. When you have TCR high, the memory is excellent. The other issue is, when TCR is high you don´t have malignant character defences. Stubbornness, defiance, oppositional character traits, they don´t exist. In a sense, structural impairment is totally removed. If the therapist has major problems with closeness and intimacy, then he is going to dig and dig and dig (gemeint ist: “to dig for feelings”, Anmerkung der Verfasser). Malignant character defence always indicates structural impairment of the unconscious defensive organisation. In a sense the unconscious defensive organisation is totally destroyed and what is left is a malignant character.” und Again I underline: High TCR removes resistance against emotional closeness, in every dimension: mother-son relationship, father-daughter relationship. This patient (zur Erklärung: ein Patient aus der Hauptgruppe 1, der gerade im Video gezeigt wurde) talks openly about his brother-sister relationship. TCR is high; TCR is the leading centre of the unconscious. Removing the structural impairment of the unconscious defensive organisation is our first task. Our constant attempt is to evaluate the resistance vis à vis TCR. When TCR shoots up, what happens to the resistance?”

 Das Unbewusste des Therapeuten

Aber was soll der Therapeut tun, wenn die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR niedrig bleibt. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Es kann am Therapeuten und dessen eigener Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems liegen. Es ist von grundlegender Wichtigkeit, dass dieser Therapeut an seinen eigenen Strukturen arbeitet, damit er nicht die Ausbildung von Übertragungsneurosen verursacht. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass das unbewusste Abwehrsystem eines Patienten so schwer geschädigt ist und die zurückgehaltenen Gefühle so stark miteinander verklebt und zementiert sind, dass es der starken Mobilisierung von Gefühlen im Rahmen von Closed-Circuit Gruppen-Workshops bedarf. Und es gibt Menschen, bei denen sich die zementierten Wut- und Schuldgefühle auch im Rahmen von Closed-Circuit Gruppen nicht lösen. Davanloo spricht hier davon, dass Schuldgefühle nicht mehr erreichbar sind.

Davanloo im August 2017: “There are therapists who don´t look at TCR. They dig and dig and dig (gemeint ist: “to dig for feelings”, Anmerkung der Verfasser). This is disturbing. They are therapists who are loaded themselves with malignant character defence. But they don´t know it; only when you come to contact with them you come to see that. Basically everything is dependent on projective anxiety. Projective anxiety is a major problem. When projective anxiety is too high, TCR or UTA cannot move into operation, because UTA depends on TCR, because TCR removes sadistic murderous rage from the therapist´s unconscious as well as from the patient´s unconscious.”

An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass ein erschöpfter Therapeut eine niedrige TCR hat, auch wenn seine TCR im Allgemeinen hoch ist. Einem erschöpften Therapeuten fehlt die Kraft, die erforderlich ist, um einem Patienten aus dem „Sumpf“ zu helfen.

Zusammenfassung

Damit ein neurotisch in sich gefangener Mensch sich von seiner Krankheit befreien kann, muss zuerst die Beschädigung der unbewussten Abwehrorganisation aufgehoben werden, eine komplexe, behinderte unbewusste Abwehrorganisation muss in eine kompetente fluide Abwehrorganisation umgewandelt werden. Dazu brauchen wir die Übertragungskomponente des Widerstandes TCR und die wiederholte Evakuierung des Unbewussten von Wut- (oder sadistischen Wut-) und Schuldgefühlen. Durch die Macht einer stabilen unbewussten Abwehrorganisation kann umso besser weiteres pathogenes Material aus dem Unbewussten entfernt werden. Wenn die unbewusste Abwehrorganisation intakt ist, dann funktionieren die neurobiologischen Bahnen der Augen und anderer Sinne und damit wachsen die neurobiologische Bahnen der Erinnerung. Es werden nicht nur die belastenden Erinnerungen frei, sondern auch die schönen Erinnerungen. Dieser Mechanismus ist  anfangs nur für eine umschriebene Zeit wirksam, die TCR fällt wieder ab, aber nach und nach wächst die Fähigkeit, TCR aufzubauen, dauerhaft. Hier kommen dann Begriffe wie Selbstbewusstsein, Ich-Wirksamkeit, Würde und Güte ins Spiel. Angst, destruktive kompetitive Konkurrenz, Vorwurf, Anklage und Provokation haben dann längst ausgespielt. Die Übertragungskomponente des Widerstandes (engl. Transference Component of Resistance TCR) ist der Leitfaden, der dem therapeutischen Arbeiten mit den Techniken Davanloos Halt und Richtung gibt.

Am Erscheinungsbild und an der Ausprägung der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR kann man den Zustand der aktuellen, aber auch der längerfristigen unbewussten Emotionsregulationsfähigkeit einer Person ablesen. Das Ausmaß der TCR bestimmt nicht nur die Intensität und Effektivität jeder einzelnen Therapiesitzung mit Davanloos Techniken sondern auch, längerfristig gesehen, die Wirksamkeit des alltäglichen Handelns.

Im Oktober 2017 sagte Davanloo auf dem 38th International Audiovisual Symposium on the Science of the Metapsyhologie of the Unconscious, dass die Forschung über die TCR weit darüber hinausgegangen sei was er jemals erwartet hätte.

Nachwort

Dieser Aufsatz wendet sich ganz besonders an die „Jugend“. Zu seinen Patienten sagte Davanloo manchmal, sie sollen „die Fahne in die Hand“ nehmen, um sich aufzumachen und gegen die destruktiven Mächte zu kämpfen. Davanloo war ein Vorreiter. Er hat die Fahne in die Hand genommen und er hat so manch einen Kampf geführt gegen Kollegen, die ihn verurteilt haben. Heute ist es an der Zeit, die Fahne zu übergeben. Und man kann sicher sagen: „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht!“. Die Welt wartet auf engagierte Therapeuten, die wie Dr. Davanloo interessiert und bereit sind, Meisterschaft im „Tiefseetauchen“ zu erlangen.

Luxemburg/Zürich im Dezember 2017, Angela Schmitt und Dr. Christian Iten, Lektorat: Dr. Ursula Sporer, Regensburg

Private File - Access Forbidden

Die Übertragungskomponente des Widerstandes – Transference Component of the Resistance – TCR Read More »

Theorieseminar Würzburg Randersacker, 17./18.11.2017

In Würzburg Randersacker findet am 17./18.11.2017 das Theorieseminar zur IS-TDP von Waltraud Malin und Harald Posininsky statt.

Ein Mix aus Theorie und Technik, wie immer gemischt mit praktischen Beispielen und Übungen, soll eine vertiefte Einarbeitung in die Technik des Erstinterviews ermöglichen.

Informationen dazu erhalten Sie von den Veranstaltern Waltraud Malin w.malin@gsmc.de und Harald Posininsky praxis-goehlich-posininsky@t-online.de

 

Theorieseminar Würzburg Randersacker, 17./18.11.2017 Read More »

Einführungsseminar IS-TDP in Dresden, 19./20.01.2018

Für Interessenten an der IS-TDP bieten wir am 19./20. Januar 2018 in Dresden ein Einführungsseminar zur Intensiven Psychodynamischen Kurzzeittherapie nach Davanloo an.

Nach einer Einführung in die Theorie und in die spezifischen Interventionstechniken erhalten die KursteilnehmerInnen durch audiovisuelle Fallbeispiele einen lebendigen Zugang zur Methode. Außerdem wird den TeilnehmerInnen die Gelegenheit geboten, sich im Rollenspiel den unbewussten Konflikten ihrer Patienten zu nähern und erste Erfahrungen im Umgang mit dem direkten Zugang zum Unbewussten zu sammeln.

Hier können Sie den Flyer herunterladen:

 

Einführungsseminar IS-TDP in Dresden, 19./20.01.2018 Read More »

Kongressteilnehmer fragen, wir antworten

Auf der IS-TDP Jahrestagung vom 15.-17.9.2017 in Berlin wurden uns von Kongressteilnehmern wieder interessante Fragen gestellt. Diese Fragen haben wir aufgegriffen und beantwortet.

Sie finden diese Fragen auf unserer Internetseite. Sie gelangen zur Liste der Fragen und Antworten über die Kategorie „Kongressteilnehmer fragen, wir antworten“. Der Link zu dieser Kategorie findet sich in der rechten Seitenleiste oder hier.

Kongressteilnehmer fragen, wir antworten Read More »

Frage zur Closed-Circuit Life Supervision: Die Supervision gestaltete sich als möglichst korrekte Weitergabe der Interventionstechnik. Wird die Gegenübertragung des Therapeuten und überhaupt das Übertragungsgeschehen insgesamt in der Supervision nicht angesprochen?

Die Supervision ist in der ISTDP ein komplexer Prozess, in welchem die kognitive Ebene wichtig ist, während die emotionale, überwiegend unbewusste Ebene sowohl des Patienten, als auch des Therapeuten und auch des Supervisors die Bühne des Geschehens darstellt. Der Supervisor beschreibt im ersten Teil der Supervision möglichst korrekt seine/ihre Einschätzung der beobachteten diagnostischen Parameter des Patienten und der Interventionen des Therapeuten/in. Im 2. Teil tauscht er/sie sich mit dem Therapeuten über dessen/deren emotionalen Bezug zum Patienten ein und macht Vorschläge für Interventionen für den nächsten Abschnitt. Falls der Therapeut durch seine spiegelnde oder komplementäre Gegenübertragung blockiert erscheint, wird diese vorrangiges Thema der Supervision. Es kann dann ggf. nötig werden,  mit dem Therapeuten an der Quelle seiner Blockaden zu arbeiten, auch wenn der Patient im Wartezimmer dadurch etwas länger warten muss.

Gerda Gottwik

Frage zur Closed-Circuit Life Supervision: Die Supervision gestaltete sich als möglichst korrekte Weitergabe der Interventionstechnik. Wird die Gegenübertragung des Therapeuten und überhaupt das Übertragungsgeschehen insgesamt in der Supervision nicht angesprochen? Read More »

Verändert sich denn auch die Struktur durch eine ISTDP Sitzung oder ist das nur ein großer emotionaler Budenzauber? (I. Orbes, A. Schmitt)

Bei weniger gestörten Patienten, also bei Patienten, die beziehungstraumatisierende Erfahrungen nach dem 5. Lebensjahr gemacht haben, kann es innerhalb einer Sitzung zu Strukturveränderungen kommen. Damit sind Strukturveränderungen auf drei Ebenen gemeint: Die Ebene der Angst, die Ebene der Abwehr und die Ebene der Schuldgefühle. Es ist möglich, dass Symptome nach einer Sitzung verschwinden oder zumindest stark zurückgehen. Die meisten unserer Patienten haben jedoch frühere Beziehungstraumata erlitten und brauchen daher, um dauerhafte multidimensionale Strukturveränderungen zu erreichen, viele Sitzungen mit wiederholtem Abfließen von Wut- und Schuldgefühlen und der dazugehörenden Analyse des Prozesses.  Die Analyse des Prozesses ist notwendig, damit der Patient die Zusammenhänge zwischen frühen Erfahrungen, reaktiven Gelfühlen und Abwehrmechanismen erkennt. Diese kann er mit der aktuellen Gestaltung seiner Beziehungen in Zusammenhang bringen und in sein weiteres Leben integrieren.

Ingrid Orbes & Angela Schmitt

Verändert sich denn auch die Struktur durch eine ISTDP Sitzung oder ist das nur ein großer emotionaler Budenzauber? (I. Orbes, A. Schmitt) Read More »

Verändert sich denn auch die Struktur durch eine ISTDP Sitzung oder ist das nur ein großer emotionaler Budenzauber? (G. Gottwik)

Das Ziel der IS-TDP ist die multidimensionale intrapsychische und interpersonelle Strukturveränderung, keineswegs ein „emotionaler Budenzauber“. In der gegenwärtig laufenden Studie der Auswertung „subjektiver Interviews“ bewerten die Patienten das Erleben tiefer Emotionen als sehr entlastend, die Arbeit an ihren Widerständen als „anstrengend“. Für bleibende Strukturveränderungen ist die sorgfältige „Phase der Analyse“ entscheidend wichtig.

Gerda Gottwik

Verändert sich denn auch die Struktur durch eine ISTDP Sitzung oder ist das nur ein großer emotionaler Budenzauber? (G. Gottwik) Read More »

Im Erstinterview werden sofort heftige Gefühle ausgelöst. Wie frei ist da der Patient, der da so schnell hineingezogen ist? Hat er überhaupt eine Wahl sich zu entziehen, weil er doch Hilfe sucht und auch braucht und deshalb ja auch zum Therapeuten kommen möchte? Sie muten dem Patienten mehr zu, als ich das tue und auch tun möchte. Mir geht das zu schnell.

Ja, der Patient hat die Wahl. Zu jedem Zeitpunkt der Therapie. Aber, um den krankmachenden Motor im Unbewussten (die fusionierten kindlich-mörderischen Wutgefühle und Schuldgefühle) loszuwerden, ist rasches und zielgerichtetes Handeln wichtig. Wir muten den Patienten ein gewisses Maß an Angst zu. Eine Angst, die durch die Nähe zum Therapeuten entsteht. Diese Angst darf nicht überwältigend sein. Da Angst ein sehr unangenehmes Gefühl ist, ist es die Aufgabe des Therapeuten, und dies vor allem am Anfang der Therapie, die Phase der Angst möglichst kurz zu halten. Dafür ist es notwendig, die Übertragungskomponente des Widerstandes (transference component of resistance, kurz TCR) rasch und effektiv zu mobilisieren. Mit dem Anstieg von TCR geht ein Abfall der projektiven Angst einher und damit wird es möglich, dass Wut- und Schuldgefühle aus dem UBW evakuiert werden können. Ja, der Patient hat die Wahl, zu jedem Zeitpunkt der Therapie diese abzubrechen, es wird ihm im Rahmen der Head-on Collision als Alternative sogar angeboten. Aber abbrechen heißt ja auch, das destruktive System zu „füttern“ und davonzulaufen. Dies muss der Therapeut dem Patienten klar vor Augen führen, damit dieser neu entscheiden kann. Nur wenn dem Patienten klar wird, was er da macht, dann ist das wirklich seine Entscheidung.  Abzubrechen oder davonzulaufen vor der eigenen Angst wird ihm dann als Mechanismus bewusst, mit dem er sich aus seinen Gefühlen heraushält.  Im Prozess hat er die Chance, seine Gefühle am Therapeuten zu erleben. Warum sollte er sich dann verweigern! Mit dieser Frage und der präzisen Klärung dieses Abwehrmechanismus wird sein Wille zur Freiheit gestärkt. Der Patient kommt ja, weil er sein Problem loswerden will und nicht um davor davonlaufen oder  um sich der Begegnung mit sich selbst zu entziehen. Natürlich kann der Therapeut den Patienten nur soweit auf seiner Reise ins Unbewusste begleiten, wie er selbst die Kräfte dazu hat.

Gerhild Wagner

Im Erstinterview werden sofort heftige Gefühle ausgelöst. Wie frei ist da der Patient, der da so schnell hineingezogen ist? Hat er überhaupt eine Wahl sich zu entziehen, weil er doch Hilfe sucht und auch braucht und deshalb ja auch zum Therapeuten kommen möchte? Sie muten dem Patienten mehr zu, als ich das tue und auch tun möchte. Mir geht das zu schnell. Read More »

Warum kennen so viele, auch erfahrene Therapeuten, die ISTDP nicht?

Davanloo forschte und lehrte in Kanada und den USA. In den 1980er Jahren stellte er seine Methode erstmals in Europa, zunächst in den Niederlanden und der Schweiz, vor. 1992 fand das erste eintägige Symposium mit Dr. Davanloo in Erlangen statt. Bis 1996 kam er zu vier Symposien nach Erlangen, Dresden und Berlin. Darüber hinaus hat eine Kerngruppe intensiv bei ihm gelernt, allen voran Frau Dr. Gottwik, der es zu verdanken ist, dass es die IS-TDP überhaupt in Deutschland gibt.

Die Methode scheint zunächst einfach und logisch. Nach größeren Veranstaltungen interessiert sich häufig eine größere Anzahl von Kollegen und Kolleginnen für die IS-TDP. Da diese Arbeit damit verbunden ist, dass auch das Unbewusste des Therapeuten mobilisiert wird und damit einhergehend aber auch die Abwehrmechanismen des Therapeuten gegen diese Mobilisierung, gerät der therapeutische Prozess in Schwierigkeiten, solang der Therapeut nicht die eigenen unverarbeiteten Themen durchgearbeitet hat. Diese Prozesse erschweren die Arbeit mit der IS-TDP erheblich, und dadurch sinkt das Interesse an der IS-TDP wieder. Ein weiterer Grund gegen das Erlernen der IS-TDP ist für viele Kollegen die obligatorische und etwas aufwendige Video-Dokumentation der Sitzungen. Die Videodokumentation verhilft zwar einerseits in außerordentlichem Maße zum Verständnis des Unbewussten des Patienten und zum Verständnis und zur Verbesserung der therapeutischen Technik, ist aber andererseits auch ein gnadenloser Spiegel für den Therapeuten.

Ingrid Orbes

Warum kennen so viele, auch erfahrene Therapeuten, die ISTDP nicht? Read More »

11. Jahrestagung in Zell am Main (Würzburg) vom 29.6. – 1.7.2018

Unsere 10. Jahrestagung in Berlin vom 15.-17.9.2017 ist nun schon vier Wochen vorüber und manche Teilnehmer fragten schon, wann unsere nächste Jahrestagung stattfinden wird.

Die 11. Jahrestagung, Metapsychologie und Technik der IS-TDP nach Davanloo wird vom Freitag bis Sonntag, 29. Juni bis 1. Juli 2018 stattfinden.

Auch der Ort steht schon fest. Wir werden wieder im Haus Klara in klösterlicher Atmosphäre mit ruhigen Übernachtungsmöglichkeiten im Haus tagen. Das moderne Tagungsambiente bietet uns den würdigen und passenden Rahmen.

Merken Sie sich den Termin vor! Sobald Thema und Programm feststehen, werden Sie hier informiert. Wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, bleiben Sie informiert.

11. Jahrestagung in Zell am Main (Würzburg) vom 29.6. – 1.7.2018 Read More »

Understanding Davanloo’s Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy: A Guide for Clinicians, Catherine Hickey

An dieser Stelle möchten wir auch auf Catherine Hickeys neues Buch hinweisen, das im Karnac-Verlag auf Englisch erschienen ist. Catherine Hickey ist langjährige Teilnehmerin der Closed Circuit Training Workshops in Montréal und damit in engem Kontakt mit der aktuellen Weiterentwicklung von Davanloos Forschungsarbeit über das Unbewusst.

Nähere Angaben finden Sie auf der Internetseite des Verlages Karnac.

Hier einige Buchbesprechungen (Quelle):

‘Dr Hickey’s book is not only an excellent and highly educational introduction to ISTDP, but also the only reference work so far for Habib Davanloo’s latest research, including the technique of multidimensional unconscious structural changes, the concepts of fusion, healthy and impaired defensive organisation, intergenerational transmission of neurosis and his totally new approach to transference neurosis. With great dedication, Dr Hickey describes the meticulous work of the reconstruction of a damaged human being and shares with us the deeply moving journey from neurotic destructiveness, guilt and slavery to freedom, love and forgiveness.’
– Camille Stemper, MD, psychiatrist, and co-coordinator of Davanloo’s Annual Montreal Metapsychology Symposia, 2007–2015

‘In clear prose illustrated with powerful clinical transcripts, Dr Hickey shares Dr Davaloo’s most recent contributions to the understanding of human psychology. Written with a skilled integration of precision in language required of a scientific text, and a compelling sense of narrative in the clinical material, this book is sure to find its way into the psychiatric literature as both an engaging read and as a reference to be kept.’
– James Q. Schubmehl, MD, Clinical Associate Professor of Psychiatry, University of Rochester School of Medicine, New York

‘In Dr Hickey’s text, readers who are familiar with the work of Dr Davanloo will recognise a familiar theoretical landscape while being invited into a brave new appreciation of the unconscious. The truly ingenious dimension of Dr Hickey’s work is that she accomplishes all of this while clinically and graciously moving through the transformative journey of one particular patient.’
– The Rev. Canon Dr Jody Clarke, Associate Professor, Practical Theology, Atlantic School of Theology, Halifax, Nova Scotia

‘This work shares knowledge of the metapsychology of the unconscious and Davanloo’s ISTDP that is leading edge and heretofore unavailable. Dr Hickey’s coverage of transference neurosis is unprecedented. But she is also sharing a knowledge garnered from a forum unlike any other, where examination of the unconscious human domain is undertaken in a uniquely scientific manner under audiovisual scrutiny from within and from without.’
– K. Mitchell Naficy, MD, FAAFP, family physician, private practice, San Juan Capistrano, California

‘Dr Hickey’s book sheds a strong and solid light on Davanloo’s ISTDP. The dense text allows readers to delve into this revolutionary technique from its foundations to its clinical application, through the detailed exposé of an entire therapy. The metapsychology of the unconscious frames every step of it, showing the scientific roots of technical intervention. The book also illuminates recent developments stemming from ISTDP, both in term of clinical application and training.’
– Dr Sandro Rosseti, MD, psychiatrist and psychotherapist, European Federation for Davanloo’s Techniques, President of the Italian Institute for Teaching and Research in Davanloo’s ISTDP, and Director of Training at Det Dansk Davanloo Institut, Denmark

Understanding Davanloo’s Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy: A Guide for Clinicians, Catherine Hickey Read More »

Wieviel Prozent „Abbrecher“ gibt es bei Ihnen in der ISTDP?

Als diese Frage in der Abschlussdiskussion der Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für IS-TDP in Berlin im September 2017 gestellt wurde, war ein deutliches Zögern zu spüren. In der Tat ist die Frage nicht ad hoc mit allgemeingültigen Prozentzahlen zu beantworten. Jeder IS-TDP Therapeut kann den Anteil an Therapieabbrüchen nur für sich selbst einschätzen. Je nach Arbeitskontext, Berufserfahrung und der Situation des eigenen Unbewussten werden sich die Abbruchraten unterscheiden. Es gibt KollegInnen, die ausschließlich nach Davanloos IS-TDP arbeiten und die ein Klientel haben, das explizit mit dieser Therapieform arbeiten möchte. Manche KollegInnen bekommen Patienten fast nur über Mundpropaganda zugewiesen. Andere KollegInnen wenden neben der IS-TDP auch andere Psychotherapiemethoden an. Wieder andere KollegInnen begleiten eine große Zahl Ausbildungskandidaten in der Selbsterfahrung. Manche arbeiten in einer Klinik, auf Station oder in der Ambulanz. In meiner kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis, aber auch in meiner stationären jugendpsychiatrischen Arbeit, entscheide ich selbst, wem ich die therapeutische Arbeit nach Davanloo anbiete und wem nicht. Für mein Klientel schätze ich die Abbruchrate folgendermaßen ein: bei Ausbildungskandidaten in Selbsterfahrung geht die Abbruchrate gegen Null. Für Jugendliche und junge Erwachsene aus der Jugendhilfe schätze ich die Abbruchrate um die 50% ein. Bei den dissozialen Jugendlichen, die ich im Zwangskontext in einer geschlossenen Abteilung für Jugendpsychiatrie behandele, würde die Abbruchrate vielleicht bei 90% liegen, wenn ich jedem die psychotherapeutische Arbeit nach Davanloo anbieten würde. Die Abbruchrate der Patientinnen mit Anorexia nervosa in meiner Praxis liegt hingegen schätzungsweise bei 10 %. Bei jungen Erwachsenen, die gezielt für die IS-TDP nach Davanloo zu mir kommen, insbesondere wenn es sich um Studenten handelt, liegt die Abbruchrate vielleicht bei 5-10%. Von den wenigen Patienten, die mit der (nicht von mir gestellten Diagnose) Borderline-Störung gekommen sind, sind etwa 70% bei der Stange geblieben. Schon recht häufig hatte ich den Fall, dass Jugendliche/Erwachsene nach Monaten oder Jahren wiederkamen und die Arbeit nach Davenloo fortsetzen wollten. In meinen geschätzten Prozentzahlen sind auch jene Fälle inbegriffen, die sich nach dem Erstinterview gegen eine weitere psychotherapeutische Arbeit nach Davanloo entscheiden. Nach einem Erstinterview hat Davanloo IMMER nachgefragt, ob der Patient auf diese Weise weiterarbeiten möchte oder nicht. Und dies soll auch die Regel  bei der jüngeren Therapeutengenerationen sein. Ist ein NEIN in diesem Moment überhaupt gleichbedeutend einem Therapieabbruch? Das Erstinterview nach Davanloo ist dazu gedacht, dass die Patienten die Methode kennenlernen können und sich danach dafür oder dagegen entscheiden. Wenn die Patienten sich gegen diese Methode entscheiden, oder wenn wir uns selbst dagegen entscheiden, überweisen wir zu anderen Psychotherapeuten oder wir arbeiten mit diesen Patienten mit einer anderen Methode weiter. Auch wenn ich z.B. traumatherapeutisch (nach verschiedenen bekannten Verfahren) weiterarbeite  oder rein zukunftsorientiert und ressourcenorientiert, so fließen doch meist Elemente der Davaloo-Arbeit mit ein. Aber: Meine höchste Hochachtung gilt denen (z.B. Psychologen und Ärzte, die mit schweren Borderline-Störungen im stationären Setting arbeiten) und die dort anfangen, wo wir aufhören, oder umgekehrt, die den Grundstein legen zu einer Strukturbesserung, die uns Therapeuten, die wir nach Davannloos IS-TDP arbeiten, einen Einstieg erst möglich macht.

Angela Schmitt

Wieviel Prozent „Abbrecher“ gibt es bei Ihnen in der ISTDP? Read More »

Haben Sie keine Angst, dass der Patient tatsächlich wütend handelt – bei Ihnen in der Sitzung oder auch außerhalb der therapeutischen Sitzung?

Man muss unterscheiden zwischen dem tatsächlichen inneren Erleben von kindlichen Wutgefühlen und der Abwehr eben dieser Wutgefühle. Ein Ausagieren der inneren Spannung in Form von explosivem Verhalten oder Handgreiflich-werden ist als Abwehr der kindlichen Wutgefühle zu werten. Da dieses Ausagieren der inneren Spannung in Relation zur projektiven Angst steht, sind ein sorgfältiges Monitoring der Angst und eine rasche Erhöhung der Angsttoleranz die besten Maßnahmen gegen ein Ausagieren der inneren Spannung.

Die kindlich mörderischen Wutgefühle und die reaktiven Schuldgefühle hängen im Unbewussten fest und sorgen für Leiden und Destruktivität im Leben des Betroffenen. Wenn die tatsächlichen kindlichen Wutgefühle mobilisiert werden, ins Bewusstsein gelangen und über die neurobiologischen Bahnen nach außen abgeführt werden, dann hängen an diesen Wutgefühlen immer auch Schuldgefühle. Wir sagen, Wut- und Schuldgefühle sind im Unbewussten fusioniert. Ein Erleben und Abfließen dieser Gefühle über die neurobiologischen Bahnen ist eine Garantie dafür, dass es nicht zum Ausagieren kommt. Deshalb soll es Ziel jedes Therapeuten, der nach Davanloo arbeitet, sein, die Übertragungskomponente des Widerstandes in der ersten und in jeder folgenden Sitzung so hoch wie möglich zu mobilisieren, damit das tatsächliche, körperliche Erleben der kindlichen Gefühle stattfinden kann. Die Schuldgefühle im UBW stellen den Hauptwiderstand gegen das Erleben der Gefühle dar. Mit jedem Abfließen von Schuldgefühlen leert sich das pathogene Reservoir im UBW und damit verringert sich das Ausmaß an maligner Abwehr und damit verringert sich die Gefahr explosiven oder bösartigen Verhaltens, sowohl in der Therapiestunde als auch im Außen.

Angela Schmitt

Haben Sie keine Angst, dass der Patient tatsächlich wütend handelt – bei Ihnen in der Sitzung oder auch außerhalb der therapeutischen Sitzung? Read More »

Kurstermine 2018 (Nürnberg, Berlin, Essen, Dresden, Hannover, Bonn)

Ab sofort können im Terminkalender die Termine unserer laufenden Kurse in Nürnberg, Berlin, Essen, Dresden, Bonn und Hannover eingesehen werden.

Wir würden uns über Ihr Interesse an einer Fortbildung in IS-TDP freuen. Für Ihre Fragen stehen Ihnen unsere jeweiligen Kursleiter gerne zur Verfügung. Hier finden Sie die entsprechenden E-Mail-Adressen.

  • Nürnberg irene.osterag@istdp.de
  • Berlin ingrid.orbes@istdp.de
  • Essen friedrich.tressel@istdp.de
  • Dresden gerda.gottwik@istdp.de
  • Hannover waltraud.malin@istdp.de
  • Bonn ursula.sporer@istdp.de

Kurstermine 2018 (Nürnberg, Berlin, Essen, Dresden, Hannover, Bonn) Read More »

Noch freie Plätze Jahrestagung „Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo, eine emotions- und übertragungsfokussierte Psychotherapiemethode im Dialog“ in Berlin 15.-17.9.2017

Wir freuen uns über die bisherigen zahlreichen Anmeldungen zu unserer Jahrestagung in Berlin vom 15. bis 17. September 2017 „Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo, eine emotions- und übertragungsfokussierte Psychotherapiemethode im Dialog“.

Die beiden Hauptvorträge stellen die Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo (IS-TDP) und die Übertragungsfokussierte Psychotherapie nach Kernberg (TFP) dar. Eine anschließende Podiumsdiskussion ermöglicht den Dialog von Referenten und Teilnehmern zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten beider Methoden. Wer an diesem Dialog vertieft interessiert ist, den könnte auch der Workshop 5 (Therapeutische Interventionen in der IS-TDP und TFP im Dialog, Dr. I. Ostertag, Prof. P. Martius) interessieren.

Weitere Vorträge am Freitag und am Sonntag ermöglichen Einblicke in die Metapsychologie und Technik der IS-TDP.

Die beobachtende Teilnahme an einer Close-Circuit-Life-Supervision ermöglicht die Teilnahme an einer realen Therapie- und Trainingssituation. Es sind noch wenige Plätze frei.

In mehreren Workshops kann die IS-TDP weiter vertieft werden. Folgende Workshops sind noch offen:

Konferenzflyer und Konferenzplan stehen zum Download bereit.

Ihre Anmeldung können Sie online vornehmen.

Wir freuen uns, wenn wir auch Sie in Berlin begrüßen dürfen.

Noch freie Plätze Jahrestagung „Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo, eine emotions- und übertragungsfokussierte Psychotherapiemethode im Dialog“ in Berlin 15.-17.9.2017 Read More »

Frühbucher-Rabatt zur Jahrestagung in Berlin 15.-17.9.2017 verlängert

Um noch mehr Interessenten an unserer Jahrestagung in Berlin, 15.-17.9.2017, „Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo, eine emotions- und übertragungsfokussierte Psychotherapiemethode im Dialog“ für eine frühzeitige Anmeldung zu gewinnen, haben wir uns entschieden, die Frist für den Frühbucher-Rabatt bis Ende Juni zu verlängern. Wir würden uns freuen, Sie in Berlin begrüßen zu dürfen.
Hier gelangen Sie zur Online-Anmeldung.

Frühbucher-Rabatt zur Jahrestagung in Berlin 15.-17.9.2017 verlängert Read More »

Anmeldung zur Jahrestagung in Berlin, 15.-17. September 2017 ist jetzt möglich

Wir freuen uns, dass nun alle Informationen zu unserer Jahrestagung zur Verfügung stehen.

Möchten Sie einen Flyer oder den detaillierten Konferenzplan als pdf? Hier finden Sie die Download-Links:

Und wenn Sie sich anmelden möchten, dann geht es hier zu unserer Online-Anmeldung.

Sie haben noch fragen? Schreiben Sie uns eine Mail an berlin2017@istdp.de

Anmeldung zur Jahrestagung in Berlin, 15.-17. September 2017 ist jetzt möglich Read More »

IS-TDP auf den Lindauer Psychotherapiewochen 10.-14.4.2017

Wir freuen uns, dass Irene Ostertag für diese Jahr wieder zu den Lindauer Psychotherapiewochen eingeladen wurde. Sie wird in der ersten Woche zwei Kurse anbieten.

B42 – Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo

D40 – Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo

Wir freuen uns, dass beide Kurse ausgebucht sind, zeigt es doch das wachsende Interesse an der IS-TDP nach Davanloo. Schade, für Teilnehmer, die nicht zum Zuge kamen. Unsere Jahrestagung in Berlin vom 15.-17.9.2017 wäre eine gute Möglichkeit, die IS-TDP kennenzulernen.

IS-TDP auf den Lindauer Psychotherapiewochen 10.-14.4.2017 Read More »

Vortrag 1 (Hauptvortrag IS-TDP): Wie fühlen Sie mir gegenüber?“: Die emotions- und übertragungsfokussierte Arbeit in der IS-TDP (mit Videobeispiel), Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

Die effektivste und intensivste Möglichkeit zur Mobilisierung des Unbewussten ist die konsequente Fokussierung auf die Übertragungsgefühle und die Widerstände, v.a. den Widerstand gegen Nähe.

Die Frage „Wie fühlen Sie mir gegenüber?“ ist eine zentrale Intervention auf dem Weg ins Unbewusste, denn es stehen die Übertragungsbeziehung und die Übertragungsgefühle im Mittelpunkt.  Der Augenmerk liegt dabei mit der Formulierung „Wie fühlen Sie?“ auf dem affektiven Erleben und nicht auf einer kognitiven Erkenntnis. Die emotionale Nähe wird mit „….mir gegenüber“ benannt. Die Beziehung so intensiv in den Mittelpunkt zu stellen bedeutet aber auch, dass Widerstände geweckt werden und darunter die Dynamik verdrängter alter Affekte aktiviert wird.

Durch Präzision und Aufmerksamkeit des Therapeuten wird das Beziehungserleben intensiviert und dem Patienten große Direktheit und Vertrauen zugemutet. Damit wird auch die Unbewusste Therapeutische Allianz geweckt.

Am Beispiel einer Therapiesitzung mit einer Patientin sollen die Auswirkung dieser hocheffektiven Intervention und weiterer spezifischer Interventionen gezeigt werden.

Irene Ostertag

Vortrag 1 (Hauptvortrag IS-TDP): Wie fühlen Sie mir gegenüber?“: Die emotions- und übertragungsfokussierte Arbeit in der IS-TDP (mit Videobeispiel), Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17 Read More »

Vortrag 4 (Hauptvortrag TFP): Die Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP) nach Kernberg – ein Überblick, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17, Prof. Philipp Martius

Die Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP) nach Kernberg ist ein manualisiertes und wissenschaftlich evaluiertes Verfahren zur Behandlung schwerer Persônlichkeitsstörungen. Im Vortrag werden das theoretische Konzept, das diagnostische Vorgehen, die Indikationstellung und die Anwendung der Technik skizziert. Anhand eines Fallbeispiels wird die Methode veranschaulicht.

Prof. Philipp Martius

Vortrag 4 (Hauptvortrag TFP): Die Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP) nach Kernberg – ein Überblick, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17, Prof. Philipp Martius Read More »

Vortrag 2: Erstgespräch bei einer Generationen übergreifenden Übertragungsneurose, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

An einem 60 minütigen, ungeschnittenen Erstgespräch mit einem 49-jährigem Mann wird die Technik der IS-TDP gezeigt. Er kommt wegen Beziehungsstörungen. Durch konstantes Aufgreifen und Bewußtmachen seiner Abwehrmechanismen, die sich dann auch in der Beziehung zur Therapeutin zeigen, kommt es zur inneren Krise, die dann einen Durchbruch ins Unbewußte ermöglicht. Die genaue Analyse des Prozesses zusammen mit dem Patienten zeigt eine Generationen übergreifende Übertragungsneurose.

Gerhild Wagner

Vortrag 2: Erstgespräch bei einer Generationen übergreifenden Übertragungsneurose, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17 Read More »

Vortrag 3: Wie fühlen Sie mir gegenüber? Vom Sinn dieser unsinnigen Frage, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

Die Arbeit mit und das Bekenntnis zu der „berühmten Frage“ ist das Charakteristikum eines jeden IS-TDP-Therapeuten. Bin ich selbst als Therapeut in der Lage, diese Frage frei und offen zu stellen, oder empfinde ich die Frage  als „unverschämt“? Und was geschieht im Patienten, wenn wir ihn mit dieser Frage konfrontieren?

In dieser Intervention sind das emotions- und zugleich das  übertragungsfokussierte Arbeiten der IS-TDP vereint, ein sehr kraftvolles therapeutisches Instrument.

In unserem Vortrag werden wir die Auswirkungen dieser Intervention anhand von Videosequenzen demonstrieren und den Prozess erläutern. Dabei werden wir sehen, wie diese direkte Frage die Widerstände im Patienten erweckt und auf dem Boden einer ebenfalls entstehenden therapeutischen Allianz den Zugang zu dem Reservoir an verdrängten Gefühlen schafft.

Gerda Gottwik & Yvonne Hänsch

Vortrag 3: Wie fühlen Sie mir gegenüber? Vom Sinn dieser unsinnigen Frage, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17 Read More »

Vortrag 5: Verzeihen, was unverzeihlich ist (oder Wann bin ich frei? ) übertragungs-fokussierte Arbeit bei Patienten, die schwer traumatisiert sind, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

Der Fokus liegt auf der Frage nach den Gefühlen des Patienten dem Therapeuten gegenüber, wenn sich die Beziehung zum Therapeuten mit einer inneren Szene verknüpft. „Was fühlen sie jetzt mir gegenüber“.

Bei früh traumatisierten Pat. ist die Arbeit in der Übertragung oft der einzige Weg Ängste zu überwinden und  Charakterwiderstände zu identifizieren und aufzulösen. Im Spannungsfeld von Bindung und Trauma entstehen Gefühle, die im Laufe der seelischen Entwicklung zu einer eignen Instanz im Leben eines Patienten werden können, die ihn fesselt und beherrscht. Die Erkenntnis, dass Schuldgefühle die Fesseln sind, die einen Menschen im inneren Gefängnis halten, ist nicht neu, sie ist das Ergebnis von Denkprozessen und Erfahrungen in der therapeutischen Situation selbst.

Davanloo hat diese Erkenntnis durch Hypothesen ergänzt und weiter untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass  die Schuldgefühle  deshalb so unkorrigierbar sind, weil sie fusioniert sind mit archaischer, primitiver Wut gegenüber frühen Bezugspersonen. Die Kernaussage seiner Neurosenlehre ist, dass die Dynamik von Schuld so mächtig ist, weil die erlebte Wut innerlich wie eine Tat wirkt.

Wie der Prozess des Verstehens und Verzeihens vollzogen werden kann, wenn die Wut erlebt und durchgearbeitet wird und die innere Spirale von mörderischer Wut und Schuld  aufgelöst wird, soll an Hand von Therapiesitzungen von schwer traumatisierten Patienten gezeigt werden.

Bei Patienten, die in der Kindheit Opfer von Gewalt waren, ist es besonders schwer nachvollziehbar, warum Schuldgefühle eine innere Dynamik für ihr  Leiden sein sollen. Erst im Kontext des intensiven Erlebens der Wut (infolge einer frühen Verletzung) wird klar, warum die Schuldgefühle zu einer Instanz im Unbewussten werden, die neurotisches Leiden verursacht und verfestigt. Da diese Wut in der Regel mörderischen Charakter hat, ist damit das zentrale Gefühl der Schuld verbunden, gefolgt von Trauer wegen des Verlustes der geliebten Person.

Mit folgendem Zitat macht Habib Davanloo deutlich, dass für ihn der Freiheitsbegriff eng mit dem Prozess des Vergebens verbunden ist,: „Erst, wenn das Morden aufhört, dann kann ein Mensch sich selbst akzeptieren und ein Leben in Freiheit führen.“

Waltraud Malin

Vortrag 5: Verzeihen, was unverzeihlich ist (oder Wann bin ich frei? ) übertragungs-fokussierte Arbeit bei Patienten, die schwer traumatisiert sind, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17 Read More »