17.09.2017 9:00-10:30 Uhr

Vortrag 5: Verzeihen, was unverzeihlich ist (oder Wann bin ich frei? ) übertragungs-fokussierte Arbeit bei Patienten, die schwer traumatisiert sind, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

Der Fokus liegt auf der Frage nach den Gefühlen des Patienten dem Therapeuten gegenüber, wenn sich die Beziehung zum Therapeuten mit einer inneren Szene verknüpft. „Was fühlen sie jetzt mir gegenüber“.

Bei früh traumatisierten Pat. ist die Arbeit in der Übertragung oft der einzige Weg Ängste zu überwinden und  Charakterwiderstände zu identifizieren und aufzulösen. Im Spannungsfeld von Bindung und Trauma entstehen Gefühle, die im Laufe der seelischen Entwicklung zu einer eignen Instanz im Leben eines Patienten werden können, die ihn fesselt und beherrscht. Die Erkenntnis, dass Schuldgefühle die Fesseln sind, die einen Menschen im inneren Gefängnis halten, ist nicht neu, sie ist das Ergebnis von Denkprozessen und Erfahrungen in der therapeutischen Situation selbst.

Davanloo hat diese Erkenntnis durch Hypothesen ergänzt und weiter untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass  die Schuldgefühle  deshalb so unkorrigierbar sind, weil sie fusioniert sind mit archaischer, primitiver Wut gegenüber frühen Bezugspersonen. Die Kernaussage seiner Neurosenlehre ist, dass die Dynamik von Schuld so mächtig ist, weil die erlebte Wut innerlich wie eine Tat wirkt.

Wie der Prozess des Verstehens und Verzeihens vollzogen werden kann, wenn die Wut erlebt und durchgearbeitet wird und die innere Spirale von mörderischer Wut und Schuld  aufgelöst wird, soll an Hand von Therapiesitzungen von schwer traumatisierten Patienten gezeigt werden.

Bei Patienten, die in der Kindheit Opfer von Gewalt waren, ist es besonders schwer nachvollziehbar, warum Schuldgefühle eine innere Dynamik für ihr  Leiden sein sollen. Erst im Kontext des intensiven Erlebens der Wut (infolge einer frühen Verletzung) wird klar, warum die Schuldgefühle zu einer Instanz im Unbewussten werden, die neurotisches Leiden verursacht und verfestigt. Da diese Wut in der Regel mörderischen Charakter hat, ist damit das zentrale Gefühl der Schuld verbunden, gefolgt von Trauer wegen des Verlustes der geliebten Person.

Mit folgendem Zitat macht Habib Davanloo deutlich, dass für ihn der Freiheitsbegriff eng mit dem Prozess des Vergebens verbunden ist,: „Erst, wenn das Morden aufhört, dann kann ein Mensch sich selbst akzeptieren und ein Leben in Freiheit führen.“

Waltraud Malin

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Vortrag 6: IS-TDP und Patienten mit Migrationshintergrund, eine probatorische Sitzung und die Anwendung des Fragebogens zur Qualitätssicherung, Jahrestagung Berlin, 15.-17.9.17

Die Veränderungen in unserer Gesellschaft werfen auch für Psychotherapeuten neue Fragen auf:

  • Welche psychotherapeutische Vorgehen erreichen auch Menschen mit Migrationshintergrund?
  • Ist die IS-TDP mit ihrer kontinuierlichen Widerstandsanalyse, ihrer offensiven Arbeit in der Übertragung und ihrem direktem Zugang zum Unbewussten auch zur Behandlung von Patienten mit anderem kulturellen Kontext geeignet?

In diesem Workshop wird eine probatorische Sitzung aus der Therapie mit einem 38-jährigem Ingenieur aus Pakistan gezeigt, der nach einer schweren depressiven Krise und mehrwöchiger stationären Behandlung in einer psychiatrischen Klinik zur Psychotherapie kam.

Außerdem werden die Teilnehmern im Rahmen der Fallvorstellung in die Anwendung des Fragebogens zur Qualitätssicherung in der ISTDP eingeführt.

Ingrid Orbes & Michelle Brehm

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