Die Patientin steht zu Therapiebeginn kurz vor der Trennung ihrer 5. Partnerschaft. Aus ihrer Angst vor tiefer emotionaler Nähe heraus sucht sich die Patientin Partner, von denen sie betrogen wird. Sie macht sich zum Opfer dieser Männer, um ihren Masochismus zu nähren. Ihre masochistischen Verhaltensweisen entsprechen dem Bedürfnis nach Strafe, das aus den unbewussten kindlichen Schuldgefühlen resultiert. Um sich von auftauchenden Übertragungsgefühlen zu distanzieren, nutzt die Patientin wechselweise eine regressive bzw. eine explosiv-wütende Abwehr. Regression und explosive Gefühlsentladung wirken beziehungszerstörend. Auf diese Weise flüchtete die Patientin bisher vor sich selbst und vor konflikthaften Situationen und befriedigte gleichzeitig ihr Verlangen nach Destruktivität. Im Unbewussten der Patientin dominiert die projektive Angst, was im ersten Durchbruch sichtbar wird. Dies ist ein wichtiger Hinweis auf das Vorliegen einer transgenerationalen Übertragungsneurose. Durch den Anstieg der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR findet die Patientin den Mut, ihre projektive Angst zu überwinden. Die Öffnung des Unbewussten wird dadurch möglich und die Patientin arbeitet völlig autonom im Unbewussten. Gezeigt wird ein kurzer Ausschnitt aus dem Erstinterview und die komplette 6. Therapiestunde, in der die kriegstraumatisierte Urgroßmutter zum Fokus wird.
Vortrag von Maria Lindner, ISTDP Jahrestagung 2025, Sonntag, 29.06.2025