2015

IS-TDP auf dem Deutschen Psychosomatik Kongress am 16.03.2016 in Potsdam

Auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Potsdam von 16.-19. März 2016 bieten Frau Dr. Gerda Gottwik und Frau Dr. Michelle Brehm folgende Fortbildung an:

Mobilisierung des Unbewussten und Intensive Psychodynamische KZT nach Davanloo“

am 16.03.2016, 10:30-15:30 Uhr, Seminarraum 15

Nähere Informationen zum Kongress und zur Anmeldung erhalten Sie unter http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de/

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Der Umgang mit dem Widerstand, Einführung in die IS-TDP, Bonn am 20.02.2016

Am 20.02.2016 werden wir in Bonn unter dem Titel „Umgang mit dem Widerstand“  ein eintägiges Einführungseminar anbieten.

20.02.2016, 9:00 – 18:00 Uhr

Jugendgästehaus Bonn-Venusberg
Haagener Weg 42
53127 Bonn

Nähere Angaben werden wir hier bis Anfang Dezember 2015 veröffentlichen.

Ihre Voranmeldung können Sie gerne an dieter.adler@istdp.de senden.

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20 Jahre Deutsche Gesellschaft für IS-TDP nach Davanloo, Jubiläumstagung in Würzburg vom 1.-3. Juli 2016

Wir freuen uns, Ihnen den 9. Immersion Course „Metapsychologie und Technik der IS-TDP, Unbewusste und bewusste therapeutische Allianz“ vom 1.-3. Juli 2016 in Würzburg ankündigen zu dürfen.

Unsere diesjährige Jahrestagung steht unter der Zeichen des 20-jährigen Jubiläums der Deutschen Gesellschaft für Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo (IS-TDP). Als Highlight dürfen wir im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung Herrn Prof. Dr. Joachim Bauer als Redner vorankündigen:

„Wie kommt es, dass wir Patienten – und sie uns- verstehen können? – Neurobiologische Aspekte der Verbindung zwischen Ich und Du“

Zu den ganz besonderen Leistung der menschlichen Psyche gehört ihre Fähigkeit, dass Menschen sich in andere einfühlen und wir uns gegenseitig verstehen können. Professor Dr. Joachim Bauer, Hirnforscher, Arzt, Psychotherapeut und Autor mehrerer Bestseller (darunter die Titel „Das Gedächtnis des Körpers“, „Warum ich fühle was du fühlst“, „Prinzip Menschlichkeit“, „Schmerzgrenze“ und „Selbststeuerung“) wird darlegen, auf welchen neurobiologischen Grundlagen die menschliche Fähigkeit zu Empathie und zum Perspektivwechsel beruht.

Wir hoffen sehr, Ihnen bereits im Januar das Tagungsprogramm und die Online-Anmeldung auf unserer Internetseite bereitstellen zu können.

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Neue Kurse 2016 in Bonn und Hannover geplant

2016 starten zwei neue IS-TDP-Kurse in Bonn und Hannover.

In Bonn startet der Kurs mit einem eintägigen Einführungskurs am 20.2.2016. Nähere Hinweise erhalten Sie hier: bonn.istdp.de. Die weiteren Kurstermine in Bonn sind 08./09.04.2016, 03./04.06.2016, 28./29.10.2016, 02./03.12.2016. Interessenten wenden sich bitte an dieter.adler@istdp.de

Die Termine für Hannover sind 08./09.04.2016, 10./11.06.2016 und 23./24.09.2016. Interessenten wenden sich bitte an waltraud.malin@istdp.de

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Kind als Symptomträger, M. Lindner

Anhand eines Fallbeispiels wird erläutert, inwiefern die Traumatisierung einer Mutter unmittelbar nach der eigenen Geburt zu einer epigenetisch veränderten Stressresistenz des eigenen Kindes führen kann und so den Kind zum Symptomträger der abgewehrten Gefühle der eigenen Mutter macht.

Der vorliegende Fall zeigt, dass das Kind von Geburt an schwere Verhaltensauffälligkeiten wie Schreien, aggressive Verhaltensweisen und mangelndes Regelverständnis zeigt. Der Sohn musste Kindergärten wechseln, Schulen verlassen und sabotierte sich in seinem Leistungsverhalten mit Leistungsverweigerung und aggressiven Verhalten seinen Mitschülern sowie seiner Schwester gegenüber. Da bislang alle Kinder- und Jugendtherapien des 12-jährigen Sohnes scheiterten, Erziehungsbeistand nicht fruchtete und ein weiterer Schulwechsel angedacht war, kam die Mutter in Therapie.

Bereits in den ersten zwei Therapiestunden konnte das eigene Trauma der Patientin, eine Fruchtwasserembolie ihrer Mutter sowie die Trennung von dieser im ersten halben Lebensjahr bearbeitet werden. Insbesondere konnten der Patientin ihre Charakterstörungen wie Leere, Rückzug, Hilflosigkeit, Passivität, Opferhaltung, Leidensbedürfnis, Kontrolle und Enge im Leben bewusst gemacht werden. In insgesamt 18 Therapiestunden wurden die Symptomstörungen der Patientin, die ihr nicht bewusst waren (Angst, verminderter Antrieb, Beziehungsstörung zu Mann und Sohn, Affektinkontinenz, strukturelle Schwierigkeiten) so bearbeitet, dass sie Verantwortung für ihr Leben übernimmt, ihrem Sohn Grenzen setzen kann und adäquat auf die Gefühle ihres Sohnes reagieren kann, anstatt ängstlich blockiert in Rückzug zu gehen. Neben dem Sohn konnte sich gleichzeitig auch ihre Tochter aus der Anpassung lösen und eigene Bedürfnisse äußern, anstatt ihre Mutter durch Rückzug zu vermeiden oder überangepasst zu reagieren. Der Sohn muss nun Verantwortung für sein Tun übernehmen, anstatt die abgewehrten Gefühle seiner Mutter selbstsabotierend gegen sich zu wenden. Er darf in der Klasse bleiben und auch die Kindertherapeutin arbeitet mit ihm weiter.

Anhand des Therapieverlaufs der Patientin zeigt sich, wie der eigene Sohn zu einer Figur aus der Vergangenheit der Mutter wurde und dazu instrumentalisiert wurde, das Leidensbedürfnis der Patientin zu befriedigen sowie die Opferrolle zu manifestieren. Sie quälte sich selbst und war sabotierend in ihren Beziehungen.

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Wann bin ich frei? – Umstrukturierung im Prozess, W. Malin

Der Begriff von Freiheit hat bei Davanloo eine zentrale Bedeutung. Er ist der Überzeugung, dass Schuldgefühle die Fesseln sind, die einen Menschen im inneren Gefängnis halten. Zu dieser Einsicht gelangte er durch die Beobachtung zahlreicher signifikanter Reaktionen seiner Patienten in der therapeutischen Situation selbst, aber auch durch ergänzende Hypothesen, die er  wiederum weiter untersuchte.

Wie umfassend der Begriff von Freiheit sein kann, sagt ein  Patient mit folgenden Worten, als wir uns ein Jahr nach Therapieende zu einem Nachgespräch treffen:

„….dass ich frei bin, dass ich nicht mehr wie ein gequälter Mensch durch das Leben gehe, wie ein Roboter, der nur funktioniert, dass ich wieder lachen kann, dass ich wieder den Blick für die schönen Dinge im Leben habe, mich nicht mehr selbst so bemitleide, oder sobald das Gespräch auf meine Vergangenheit kommt, ich wieder zum Oper werde, zu einem Häuflein Elend.“

In meinem Vortrag versuche ich der Frage nach zu gehen, wie der therapeutische Prozess der Befreiung möglich wird.  An Hand von Videoausschnitten aus dem Anfang, der Mitte und dem Ende des Therapie soll auf gezeigt werden, dass der Pat das Ziel erreicht, durch fortwährende Stabilisierung und Erweiterung seiner Fähigkeiten sich den abgewehrten Gefühlen zu stellen, die ihn in ungeahnte Tiefen seines Unbewussten führen und ihn schließlich befähigen, sich mit seinem Schicksal des geschlagenen kleinen Jungen zu versöhnen.

„Gelingt es diese Wut durch zuarbeiten, kann der Patient ein Leben in Freiheit führen.“ (Zitat. Habib Davanloo)

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Die Rolle und Entwicklung der UTA bei der multidimensionalen Strukturveränderung des „Zimmermanns“, H. Posininsky

Der Zimmermann, die vier Monate dauernde Kurzzeittherapie eines erheblich traumatisierten, depressiven und wiederkehrend auch suizidalen Patienten!

Es soll dabei schrittweise gezeigt werden wie multidimensionale Strukturveränderungen mit IS-TDP im Prozess eingetreten sind. Besonders soll die Rolle der Therapeutischen Allianz, hiervon insbesondere die bedeutende Rolle der UTA, für diese Entwicklung exemplarisch untersucht und diskutiert werden.

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Nicht Wutarbeit sondern Strukturarbeit, G. Wagner

Gezeigt wird ein ungekürztes Erstinterview mit einer Patientin, die unter Tinnitus litt. Konstanter Wechsel von Druck auf Gefühle in der Übertragung und Klärung der Abwehr bewirken Strukturveränderungen und führen so zum Durchbruch ins Unbewusste. Damit wird die Wurzel des krank machenden Verhaltens sichtbar, welche somit bearbeitet werden kann.

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Der Mann, der eine neue Haut bekam – Umstrukturierung bei Depression, Angst, Panik und Somatisierung, M. Weiß

Anhand von Videoausschnitten aus der unter Live-Supervisions-Bedingungen mit Dr. Davanloo begonnenen Therapie eines in der Kindheit traumatisierten 39jährigen, arbeitslosen Patienten werde ich zeigen, wie es möglich wurde, zu tiefgreifenden, multidimensionalen Charakter- und Strukturveränderungen zu kommen.

Bei hoher bewusster und vor allem unbewusster therapeutischer Allianz (UTA) gelang es diesem Patienten nach und nach durch die Überwindung der Angst und der Abwehrmechanismen, das mit seinen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit zusammenhängende „pathogene Reservoir“, insbesondere der auf die psychische Entwicklung und die Lebensentwürfe toxisch wirkenden verdrängten Schuld- und Trauergefühle auf neurobiologischem Wege (neurobiological pathways) zu erleben.

Durch diese tiefe emotionale Neuerfahrung wurde es ihm nach und nach möglich, durch innere Reorganisationsprozesse zu Integration, Kontinuität, Identität, Nähefähigkeit, Selbstwirksamkeit und Kohärenz, d.h. zu multidimensionalen Charakter- und Strukturveränderungen zu kommen. Das Ergebnis bezeichnete der Patient einmal als inneren Körperkern und als eine neue Haut.

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Multidimensionale Umstrukturierung bei Jugendlichen, A. Schmitt

Erhöhung von Angsttoleranz und Emotionstoleranz bilden die Voraussetzung für das weitere Durcharbeiten der ins Unbewusste verdrängten schmerzlichen Gefühle. Es wird das Umstrukturieren von Angst bei einem 15jährigen gezeigt, das Installieren der beiden Dreiecke bei einem 16jährigen. Eine Mutter von zwei Kindern mit zwanghaftem Grübeln wird gezeigt, und welch positive Auswirkung die Umstrukturierungsarbeit der ersten drei Therapiestunden (ohne Durchbrüche ins Unbewusste) auf das Verhalten der Kinder hat. Am Beispiel eines 12jährigen wird gezeigt, wie die ISTDP-Arbeit die Fähigkeit erhöht, schmerzlichen Gefühlen zu begegnen. Abschließend wird eine 17-jährige Jugendliche gezeigt, die aufgrund der Reife ihres Abwehrsystems kaum der Umstrukturierung bedarf und die dank der hohen Fluidität im Unbewussten nach nur zwei ISTDP-Sitzungen ihre destruktiven Abwehrmuster aufgibt.

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Bericht aus Montreal, G. Wagner

Das Hauptthema der Workshops von Dr. Davanloo ist die Übertragungsneurose, ihr Entstehen, ihre Auswirkungen, ihr Erkennen und die Therapie. Da viele Patienten und Therapeuten unbewusst an ihr leiden, ist dies für uns alle ein außerordentlich wichtiges Thema. Maßgeblich für eine erfolgreiche Behandlung der Übertragungsneurose ist die ausgedehnte Mobilisierung des Unbewussten mit analytischer Befragung und multidimensionaler Umstrukturierung des Unbewussten. Hierfür ist ein sehr hoher  Anstieg von TCR (transference component of the resistance, die unbewusste Übertagungskomponente des Widerstands) erste Voraussetzung.

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Clinical Course on IS-TDP, 3rd Annual Scientific Conference of the European Association of Psychosomatic Medicine, Nuremberg, July 2-4, 2015

Nuremberg is hosting the 3rd Annual Scientific Conference of the European Association of Psychosomatic Medicine, July 2-4, 2015. We are delighted to offer a Clinical Course on IS-TDP under the chair of Dr. med. Irene Ostertag, Thursday, July 2, 9:00-12:30.

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Buchbesprechung „Wie das Gehirn die Seele macht“ (Gerhard Roth, Nicole Strüber)

Gerhard Roth, Nicole Strüber: „Wie das Gehirn die Seele macht„,
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2014 , 425 Seiten

Gerhard Roth, Philosoph und Biologe hat mit Nicole Strüber, Neurobiologin und Psychologin, für interessierte Laien den aktuellen Erkenntnisstand der neurobiologischen Grundlagen des Seelisch-Geistigen zusammengefasst.

Grundlage der Überlegungen der Autoren ist ihre Überzeugung, dass sich Psyche und Geist in das Naturgeschehen einfügen und dieses nicht transzendieren. Ein einführender geschichtlicher Überblick mündet in der Erkenntnis, dass es aus neurobiologischer Sicht keinen vernünftigen Zweifel daran geben kann, dass das Gehirn die Seele hervorbringt. Demzufolge stellen die Autoren zur Einführung in einer „kleinen Gehirnkunde“ das menschliche Gehirn und seine neuronalen Funktionsweisen vor.

Großes Gewicht liegt auf der Darstellung des limbischen Systems als dem „Sitz der Seele“ und einem Überblick über Neuromodulatoren, Neuropeptide und Neurohormone. Roth und Strüber unterscheiden eine untere, mittlere und obere limbische Ebene und sechs psychoneurale Grundsysteme:

  • Stressverarbeitungssystem
  • das interne Beruhigungssystem
  • das interne Bewertungs- und Belohnungssystem
  • das Impulshemmungssystem
  • das Bindungssystem
  • das System des Realitätssinns und der Risikobewertung.

Nach einer Ausführung über die Entwicklung von Gehirn und kindlicher Psyche verbinden die Autoren schließlich die bisher dargestellten Wissensteile zu einer Gesamtschau der Persönlichkeit und deren neurobiologischen Grundlagen: Gene und Erfahrungen beeinflussen synaptische Verknüpfungen und legen fest, wo und in welcher Menge bestimmte Neuromodulatoren ausgeschüttet werden. Hierüber haben sie Auswirkungen auf die Persönlichkeit – und hier liegen auch die sensiblen Bereiche für Persönlichkeitsstörungen.

Nun wird es für praktizierende Psychotherapeuten interessant:
Roth und Strüber konzentrieren sich auf die häufigsten psychischen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen (Depressionen, Angststörungen, PTBS, Zwangsstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Antisoziale Persönlichkeitsstörung und Psychopathie) und zeigen auf, dass diese von jeweils spezifischen neuromodulatorischen Fehlregulationen und funktionellen Veränderungen limbischer Hirnregionen begleitet werden.

Damit stellt sich auch die Frage nach der Wirksamkeitsweise von Psychotherapie. Die Autoren fokussieren auf die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Verfahren der Verhaltenstherapie und der Psychodynamischen Therapieformen. Sie stellen nicht in Frage, dass Psychotherapie wirkt sondern beschäftigen sich mit folgenden Fragen:

  • Wie können Korrelate einer erfolgreichen Psychotherapie im Gehirn aussehen und mit welchen Mitteln kann die Hirnforschung diese erfassen?
  • Wie sind die Kernaussagen der hier behandelten Psychotherapieverfahren über deren Wirkungsweise aus neuobiologischer Sicht zu beurteilen?
  • Wie lassen sich die als psychotherapeutischer Hauptwirkfaktor nachgewiesene „therapeutischen Allianz“ und der dabei unterstellte Placeboeffekt neurobiologisch interpretieren?
  • Wie ist aus neurobiologischer Sicht die Existenz zweier Therapiephasen zu beurteilen

Besonders spannend habe ich persönlich den Abschnitt über das Bewusstsein, das Vorbewusste und das Unbewusste empfunden, weil Fragen über Inhalte psychodynamischer Therapiekonzepte aufgeworfen werden, auch über diejenigen der IS-TDP.

Nach gegenwärtiger neurobiologischer Mehrheitsmeinung ist es entscheidend, ob Informationen über Personen und Geschehnisse jemals in das Langzeitgedächtnis gelangen oder ob sie nie dahin gelangen. Dazu gehört die Ausreifung spezifischer Hirnrindenareale für das Langzeitgedächtnis und deren Organisator, dem Hippocampus ungefähr im 3. Lebenjahr. Inhalte, die nicht im Langzeitgedächtnis vorhanden sind, können deshalb unter keinen Umständen bewusst gemacht werden. Aus der Sicht der Neurobiologie ist sicher, dass es nur eine Verdrängung von einmal Bewusstem ins Vorbewusste gibt, aber nicht ins Unbewusste.

Gleichzeitg hat die neurobiologische Forschung aber für die psychodynamischen Verfahren bestätigt, dass Störungen unbewusster limbischer Prozesse die Grundlage psychischer Erkrankungen sind und dass frühkindliche traumatische Erfahrungen einen ursächlichen Anteil daran haben, gerade weil sie aufgrund der frühkindlichen Amnesie nicht erinnert werden können.

Roth und Strüber nehmen zu den vorgeblichen Wirkfaktoren auch der psychodynamischen Verfahren Stellung. Sie stellen fest, dass die Konzepte der Traumdeutung und des Ödipuskomplex jeglicher empirischer Fundierung entbehren und dass die Freud`sche Trieblehre eindeutig falsch ist. Zusätzlich bezweifeln sie auch die Vorstellung, dass das Aufdecken unbewusster oder verdrängter Motive Teil des Therapieerfolges sind.

Die Autoren konstatieren, dass sich die im Gehirn des Patienten aufgrund frühkindlicher oder vorgeburtlicher Traumatisierung entstandenen strukturellen und funktionellen Dysfunktionen nur durch mühsames und langwieriges Aktivieren verschütteter Ressouren, etwa im Selbstbild und auf Beziehungsebene, überlernen lassen. Mit Klaus Grawe sagen sie, dass es sich dabei um eine implizite Therapie, eine Therapie der Neubildung von Fühl-, Denk und Handlungsgewohnheiten handele, die sich vornehmlich in den Basalganglien vollzieht. Hier scheint die Neubildung von Nervenzellen in limbischen Strukturen eine Rolle zu spielen. Träger des therapeutischen Prozesses sei die therapeutische Allianz, die an das Bindungssystem anknüpft und der eine erhöhte Oxytocinausschüttung zugrunde liegt.

Viel Stoff zum Nachdenken also!

Roths und Strübers weitere Erkenntnisse und Schlüsse möchte ich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen: Machen Sie sich mit den Autoren auf Entdeckungsreise!
„Wie das Gehirn die Seele macht“ konzentriert fundiertes Grundlagenwissen für alle, die sich mit Psychotherapie befassen und an einer naturwissenschaftlichen Herangehensweise interessiert sind. Das Buch ist in angenehm unaufgeregter sachlicher Sprache verfasst. Am Ende jeden Kapitels hilft eine auf das wesentliche konzentrierte Zusammenfassung, den Überblick über das komplexe Detailwissen zu behalten und leitet jeweils zur Fragestellung des folgenden Kapitels über. Bereits vorhandene Grundkenntnisse in Neuroanatomie und Neurophysiologie sind für den Leser auf jeden Fall hilfreich. Die Lektüre ist aufgrund der komplexen Zusammenhänge nicht ohne Anstrengung zu bewältigen – aber die Mühe lohnt sich!

Unbedingt empfehlenswert!

Eine 3D-Orientierungshilfe zur Neuroanatomie finden Sie auf der Website dasgehirn.info
Hier gelangen Sie direkt zum 3D Gehirn

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