2018

Workshop für Fortgeschrittene in Ettelbruck (Luxemburg) 18./19. Januar 2019

Unter der Leitung von Angela Schmitt findet ein Workshop statt, dessen Titel „Search for the Resistance – Davanloos neurobiologische Konzepte Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“ lautet. Das zweitägige Seminar wird Davanloos Konzeption vom neurobiologischen Zusammenhang zwischen beeinträchtigter Aktivität des unbewussten Abwehrsystems und den malignen Übertragungsneurosen darstellen. Dieser Workshop ist für Therapeuten geplant, die bereits praktische Erfahrungen in der IS-TDP gesammelt haben und die neurobiologischen Konzepte Davanloos praxisbezogen kennenlernen möchten.

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Update zum Einführungskurs in Nürnberg am 13.10.2018 – Online anmelden

Auf einer eigenen Seite finden Sie alle Informationen zum Einführungskurs „Die Suche nach dem Widerstand“ in Nürnberg am 13.10.2018. Die Inhalte dieser Seite erhalten Sie auch mit dem Flyer, den Sie sich herunterladen können:

Der Kurs eignet sich für alle, die einen ersten Eindruck von Davanloos IS-TDP gewinnen möchten. In jedem Fall nehmen Sie Anregungen für Ihre therapeutische Arbeit mit und haben auch die Möglichkeit, einen eigenen Fall in das Rollenspiel einzubringen.

Wenn Sie sich anmelden möchten, geht das am bequemsten mit der Online-Anmeldung. Folgen Sie diesem Link oder klicken Sie in der oberen Menü-Leiste den entsprechenden Button an.

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„Die Suche nach dem Widerstand“, Einführungskurs am 13. Oktober 2018 in Nürnberg

Am Samstag, den 13. Oktober 2018 findet in Nürnberg ein eintägiger Einführungskurs statt, in dem die Grundzüge von Davanloos Psychotherapeutischer Techniken vermittelt werden.

Der Kurs ist für alle ärztliche und psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten geeignet, welche die Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie kennenlernen möchten. Davanloo’s Intensive Short-Term Dynamic Psychotherapy (IS-TDP) hat sich auch in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt, worauf wir auch in diesem Workshop eingehen möchten.

Als Dozenten werden Sie Maria Lindner und Friedrich Tressel begrüßen. Beide sind langjährige Dozenten der Deutschen Gesellschaft für Intensive Psychodyanmische Kurzzeittherapie nach Davanloo (IS-TDP).

„Die Suche nach dem Widerstand“ war der Name, den Habib Davanloo seinem frühen Forschungsprojekt gegeben hatte. Wir möchten Ihnen zeigen, wie in der IS-TDP mit dem Widerstand gearbeitet wird und wie er zur treibenden Kraft als „Übertragungskomponente des Widerstands“ für den therapeutischen Prozess wirksam werden kann.

Wenn Sie mehr erfahren wollen, dann laden Sie den Flyer herunter:

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Rezension: The meta-psychology of guilt and redemption: A case study of Dickens’s Pip, Joseph (Jody) H. Clarke

Jody Clarke ist Psychotherapeut und Theologe und arbeitet in der Abteilung für pastorale Theologie an der Atlantic School of Theology in Halifax, Nova Scotia in Canada.

Er ist seit vielen Jahren IS-TDP Therapeut und Teilnehmer der Closed-Circuit Training Workshops in Montreal.

In diesem Artikel spannt der Autor einen anschaulichen Bogen von der Hauptfigur Pip in dem Roman „Große Erwartungen“ von Charles Dickens aus dem Jahr 1861 zur IS-TDP, die mit einer Fallvignette vorgestellt wird. Dies ist ein spannender, über die therapeutischen Grenzen hinausgehender – und wie ich finde sehr mutiger – Ansatz für die Untersuchung der Bedeutung von komplexen unbewussten Schuldgefühlen und von Wiedergutmachung.

In der abschließenden Diskussion erläutert der Autor eine interessante – für mich sehr unerwartete –  These für die Romanfigur, die den Leser/die Leserin zum Nachdenken anregt!

In der Einführung wird uns der von Schuld verfolgte Charakter Pip vorgestellt.

Philipp Pirrip, kurz Pip, besucht am Weihnachtsabend die Gräber seiner Eltern und seiner 5 Geschwister – so beginnt der Roman. Er ist ein verlassenes und vernachlässigtes Kind, das von dem einzig lebenden Geschwister, Mrs. Joe, aufgezogen wird. Pip hat keine Erinnerungen an seine Eltern. Clarke erwähnt Bowlbys Bindungsforschung und  führt ein in die von Davanloo beschriebenen komplexen Folgen der frühen Traumata: Das Kind erlebt durch den Verlust Schmerz und primitive Wut. Diese primitive Wut löst reaktive Schuldgefühle aus. Das Kind muss mit zwei widersprüchlichen Gefühlen, nämlich Hass und Liebe gegenüber den Bezugspersonen leben. Die Schuldgefühle kann das Kind nicht aushalten und verarbeiten, sie werden – ebenso wie die Wutgefühle –  verdrängt und beeinflussen das Leben durch z.B. selbstzerstörerisches Verhalten, Empathiemangel mit destruktiver Beziehungsgestaltung, Probleme mit Nähe und Intimität zu anderen Menschen.

Clarke geht detailliert auf die Unterscheidung von bewusster („gutartiger“) Schuld und komplexen unbewussten („bösartigen“) Schuldgefühlen ein. Er nimmt Bezug auf Nietzsche, der mit seiner Schrift „Die Genealogie der Moral“ zum Verstehen von Schuld beigetragen hat. Nietzsche argumentierte, dass Schuld zu einer sozialen Moral führen kann. („Gutartige“ Schuld leitet die Menschen an, moralisch gut zu handeln). Diese Moral kann als soziales Konstrukt die wahre Natur von Schuld minimieren, zähmen und wie unter einem Deckel verpacken. Sozial inakzeptable Gefühle werden vergraben und führen zu schlechtem Gewissen und komplexen unbewussten Schuldgefühlen. Dies hat destruktive Folgen (u.a. psychopathologische Veränderungen wie Depression, Somatisierung, zwanghafte Symptome, Ängste).

Die Romanfigur Pip hat auch bewusste Schuld: Er stiehlt eine Feile von seinem Schwager Joe Gargary, damit Magwitch, ein entflohener Strafgefangener, sich aus seinen Ketten befreien kann.

Zwei zentrale Fragen sind – so Clarke –  zu beantworten:

  1. Woher kommen die tiefen Schuldgefühle von Pip?
  2. Wenn das Epizentrum der Schuldgefühle in der frühen Kindheit ist, warum beeinflusst und quält ihn diese Schuld das ganze Leben lang, auch noch als Erwachsener?

Wie Dickens im Roman den Zugang zu den unbewussten Schuldgefühlen beschreibt, ist ähnlich der „Zentraldynamischen Sequenz“, die von Davanloo ausgearbeitet wurde:

  1. Phase der Befragung: Der Therapeut erfragt die Schwierigkeiten des Patienten.
  2. Phase des Drucks: Der Therapeut fragt nach den Gefühlen des Patienten. Das Ziel dieser Phase ist, dem Patienten die wahren Gefühle zu entlocken. Der Patient reagiert mit Widerständen. Die gemischten Gefühle gegenüber dem Therapeuten nehmen zu.
  3. Phase der Klärung: Der Therapeut benennt die Widerstände und stellt sie in Frage. (Früher Phase der Herausforderung). Davanloo betont: Der Therapeut sollte die größtmögliche Sympathie und den größtmöglichen Respekt für den Patienten haben, aber keinen Respekt und keine Wertschätzung für seine Widerstände.
  4. Übertragungswiderstand: Der Patient wird konfrontiert mit der selbstzerstörerischen Kraft der Widerstände. Diese Widerstände sind aktiv in der therapeutischen Beziehung. Der Therapeut fordert den Patienten mit Head-on Collisions auf, sich gegen die Widerstände zu stellen. Die Verantwortlichkeit für Veränderung liegt beim Patienten.
  5. Direkter Zugang zum Unbewussten: Der Patient überwindet seine Widerstände und erlebt seine Gefühle zunächst gegenüber dem Therapeuten, dann – mit Änderung des Bildes – gegenüber seinen frühen Bezugspersonen.

Dynamische Befragung der Gefühle und Erinnerungen gegenüber den Bezugspersonen und der Vergangenheit.

Dickens führt Pip durch einen Prozess, der die Phasen der CDS – bis hin zur Wiedergutmachung – widerspiegelt. Elemente der ersten Phasen finden sich in einem Dialog, der von Clarke wortwörtlich zitiert wird: Pip trifft sich nach dem (gewaltsamen) Tod seiner Schwester mit seiner Freundin Biddy. Biddy fordert ihn auf, die Gründe zu eruieren, warum er seine Schwester und seinen Schwager Joe nicht besucht hat. Biddy tröstet nicht, sondern konfrontiert Pip mit seinem destruktiven Verhalten. Pip behauptet, Joe besuchen zu wollen. Biddy schweigt dazu (Druck). Seine Übertragungsgefühle und die Angst steigen an. Biddy fragt Pip, ob er seinen Schwager wirklich besuchen will. (Betonung des eigenen Willens). Biddy verlangt Blickkontakt mit ihm (Druck). Am Ende des Dialogs klagt Pip Biddy an (primitiver Abwehrmechanismus). Er kann nach dem Gespräch nachts nicht schlafen und ärgert sich über Biddy. Unbewusste Schuldgefühle sind Pip hier nicht bewusst geworden.

Clarke verweist hier auf die IS-TDP mit der wichtigen Intervention der HOC, die angewendet wird, wenn der Widerstand in der Übertragung ist und er erwähnt zwei grundlegende Elemente der IS-TDP, die Unbewusste Therapeutische Allianz und die Übertragungskomponente des Widerstands (TCR).

Wie kann ein Therapeut dem Patienten helfen, – wie hätte Biddy als IS-TDP Therapeutin Pip weiter helfen können? – die tief vergrabenen Gefühlsschichten zugänglich zu machen?

Der therapeutische Prozess mit IS-TDP wird illustriert durch eine Fallvignette des Autors „Der leere Mann“ mit ausführlichen Verbatimprotokollen.

Der Patient Norman berichtete über Ängste und Probleme in Beziehungen, v.a. zu seiner Frau und seinen Töchtern. Im Lauf seines Lebens hatte er einige Verluste. Am einschneidensten war der Tod seines Vaters, als er 8 Jahre alt war: der Vater hatte sich auf dem Dach des Hauses erhängt und war tot vom Patienten  und seinem Bruder gefunden worden.

In der ersten Sitzung fragte der Therapeut den Patienten nach seinen Problemen. Es stellte sich heraus, dass er ängstlich und distanziert ist. Der Therapeut erklärte die therapeutische Aufgabe: „Sie sind erfolgreich im Leben, werden aber von Ängsten geplagt. Sie lieben Ihre Frau und Ihre Kinder, aber Sie verhalten sich ihnen gegenüber distanziert, als sei eine Wand zwischen Ihnen und der Welt. (…)Möchten Sie die Kräfte untersuchen, die Sie ängstlich machen und diese Wand verursachen?“

Nach Durchbrüchen ins Unbewusste, die dem Vater galten, kam es in der fünften Sitzung zu einem Wut-Durchbruch auf den Bruder gefolgt von sehr intensiven schuldbeladenen und liebevollen Gefühlen.

In der Diskussion werden die Parallelen der Probleme von Pip und Norman (v.a. die Probleme mit Nähe zu anderen Menschen) verdeutlicht.

Für Pip ist die These des Autors: seine komplexen Schuldgefühle gelten nicht seinen Eltern, sondern seiner Schwester Mrs. Joe. Jedoch: Hat er Wut auf seine Schwester? Um vergrabenen Gefühle von Pip zu verstehen, ist eine weitere Figur wichtig: Orlick, ein streitsüchtiger, verantwortungsloser Geselle, wird vom Schmied Joe gefeuert, nachdem er einen Wortwechsel mit Mrs. Joe hatte. Pip hatte einen freien Nachmittag genehmigt bekommen. Diese Bevorzugung ärgert Orlick.  Er macht für den Streit und seine nachfolgende Kündigung Pip und Mrs Joe verantwortlich. Voller Wut und Rachegefühle attackiert er Mrs. Joe. Sie wird so schwer verletzt, dass sie an den Folgen der Verletzungen stirbt. Orlick gibt Pip die Schuld an Mrs. Joe’s Tod.

Die Wut von Pip (auf seine Schwester) wird zugänglich durch die Person Orlick. Er ist wie eine Rohrleitung für die unbewussten Kräfte von Pip und aktualisiert die unbewusste mörderische Wut von Pip auf seine Schwester.

Später wird Pip von Orlick in einen Hinterhalt gelockt. In der Auseinandersetzung mit Orlicks Beschuldigungen erlebt Pip seine komplexen Gefühle. Angesichts seines drohenden Todes (Orlick will ihn  ermorden – aber der Plan missglückt) blickt Pip zurück mit Ehrlichkeit und Klarheit, erlebt Schuldgefühle und Trauer, beginnt zu beten und denkt mit Empathie an jene, die gut zu ihm waren. So kann eine Wiedergutmachung beginnen.

In der Schlussfolgerung fügt Clarke wichtige Puzzlesteine zusammen, die zu Dickens’ Roman und der IS-TDP gehören. Beispielsweise betont er die komplexen unbewussten Schuldgefühle, die Pip durchlebt – und die zentrale Bestandteile der IS-TDP sind. Sie sind wesentliche Ursachen für die Charakterpathologie. Der Autor verdeutlicht, wie in der IS-TDP die Übertragungsbeziehung systematisch genutzt wird oder mit welchen Interventionen gearbeitet wird. Im Roman macht Biddy z.B. Druck auf Pips Charakterwiderstände. Betont werden die neurobiologischen Abfuhrwege der Gefühle. In der Figur von Orlick bekommen die Wutgefühle von Pip auf seine Schwester eine Art Ventil. In der Folge hat Pip intensive Schuldgefühle.

Das Durcharbeiten der Schuldgefühle ermöglicht eine Befreiung aus der Sklaverei, Empathie, positive Nähe zu geliebten Menschen, inneren Frieden. Das erlebt Norman in der Therapie und das erlebt Pip am Ende des Romans, als er Magwitch, der ihm immer wohlgesonnen war, kurz vor dessen Tod trifft und sich mit ihm aussöhnen kann.

So schließt sich der Bogen auch dem Leser/der Leserin, wie sich „große Erwartungen“ erfüllen können, wenn Wiedergutmachung und Aussöhnung möglich sind.

Dr. Irene Ostertag

Joseph (Jody) H. Clarke: The meta-psychology of guilt and redemption: A case study of Dickens’s Pip (Die Metapsychologie von Schuld und Wiedergutmachung: eine Fallstudie von Dickens’ Pip), in: Journal of Spirituality in Mental Health, Routledge 2018

https://doi.org/10.1080/19349637.2018.1459221

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Buchbesprechung: Trauma, Schuldgefühl und Wiedergutmachung – Wie Affekte innere Entwicklung ermöglichen, Heinz Weiss

Die Buchvorstellung von Christian Klein im Deutschen Ärzteblatt im März 2018 weckte mein Interesse an diesem Fachbuch, weil die Ausführungen hier sehr viele Parallelen zur Metapsycho-logie der IS-TDP nach Davanloo vermuten ließen. Das bestätigte sich dann auch für mich bei der Lektüre.

„Heinz Weiß, Prof. Dr. med., ist Chefarzt der Abteilung für psychosomatische Medizin am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart … und Mitglied des Direktoriums am Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a. M.“

Ich selbst habe nach einer guten tiefenpsychologischen Ausbildung weiter gesucht und in der Theorie und Praxis der IS-TDP etwas gefunden, was mich persönlich und meine Arbeit entscheidend vorangebracht hat. Umso bedeutsamer ist es für mich, in diesem Buch eine ähnliche Weiterentwicklung zu finden.

Im Folgenden möchte ich auf Sachverhalte eingehen, die mich beim Lesen des Buches besonders angesprochen haben, was natürlich nicht der Komplexität des dargestellten Konzepts gerecht werden kann.

Zitat: „Unserem natürlichen Bestreben nach Versöhnung, Vergebung und Wiedergutmachung stehen oft Groll, Zorn, Schuldgefühl und Scham im Wege.“

Bei Wiedergutmachung geht es darum, „… die Beschädigung der inneren Welt wieder auszugleichen und zu begrenzen.“ („die zerstörerischen und selbstzerstörerischen Kräfte“).

Wenn ich mir davon ausgehend diese Frage für die IS-TDP stelle, sehe ich die „Wiedergutmachung“, im Entmischen von Wut und Schuld, im Abfließen der Schuldgefühle und schmerzlichen Gefühle, im Ermöglichen von Nähe und Zulassen von liebevollen Gefühlen auf Körperebene, in der Versöhnung mit den Objekten (bzw. Introjekten), im Überwinden der destruktiven Widerstände/neurotischen Mechanismen, dass dadurch Freiheit und Nutzen des eigenen Potenzials möglich wird (multidimensionale Strukturveränderung).

Von Bedeutung sind hier die Gefühle und ihr körperlicher Ausdruck, ähnlich wie in der IS-TDP:

Groll       Blick ist „in einer anklagender, vorwurfsvoller Weise von unten nach oben gerichtet“

Zorn       Blick zielt „aus einer überlegenen, selbstgerechten Position in einer verächtlichen Weise             von oben nach unten auf den anderen“ 

Scham „Gesehen werden durch ein Gegenüber …, welches spöttisch auf einen herabblickt“

Schuld   für die vermeintliche Verantwortung für das Handeln der Objekte, für das eigene              

              Mitwirken in dem System, für den Hass auf die Objekte

Bei der IS-TDP sind das Erleben der Gefühle auf Körperebene und die Pathway-Mobilisierung von besonderer Bedeutung.

Schuldgefühle beziehen sich in der IS-TDP insbesondere auf die eigene mörderische Wut.

„… Groll und Zorn – verhinderten lange Zeit das Durcharbeiten von Schuldgefühlen. Statt Wiedergutmachung zu ermöglichen, riefen sie Demütigung und Zerknirschung hervor, was selbst wiederum Rachebedürfnisse nährte und dadurch den Wiederholungszwang und die Beschädigung der inneren Objekte fortsetzte.“ (vgl. Perpetrator/Rächer im Unbewussten)

Notwendig sei das Überwinden der Spaltung und Projektion und das Erreichen der „depressiven Position“ (nach Melanie Klein 1946), was mit „intensiven Trauer- und Schuldgefühlen einher(geht), verbunden mit dem Bestreben, …  wieder zusammenzufügen, zu bewahren …“

„Nur wenn die guten und schlechten Gefühle sich annähern können, indem die Spaltung vermieden wird, kann sich … die Funktion der Wiedergutmachung entwickeln“ (Rosenfeld).

Das macht mich wieder einmal mehr auf die Bedeutung der gemischten Gefühle als Voraussetzung für das Erleben der Schuldgefühle aufmerksam.

Nach Henry Rey gebe es „verborgene Wiedergutmachungsbestrebungen“ im Pat., die es aufzuspüren“ gilt. (vgl. UTA)

Der Wert der Arbeit mit Übertragung und Gegenübertragung wird in Folgendem bildlich dargestellt: Das „Durcharbeiten der Gegenübertragung … bildet das Nadelöhr, durch das die schwierigen emotionalen Erfahrungen des Patienten hindurchschlüpfen müssen …“

Bei der IS-TDP ist ein entscheidender Prozess die Pathway-Mobilisierung mittels TCR (Übertragungskomponente des Widerstandes).

Zu finden sind auch das Undoing von Omnipotenz und die therapeutische Kapitulation.

„Erst in jenen Momenten, in denen ich die Begrenztheit meiner Möglichkeiten anerkennen musste und nahe daran war aufzugeben, wurde es auch für Herrn D. möglich, sich seine Einsamkeit und Verzweiflung einzugestehen. Es schien, …, als müssten beide, Analytiker und Patient, den Zusammenbruch ihrer Omnipotenz erleben, …“

Es wird die Anwendung des Konzepts in hochfrequenter ambulanter psychoanalytischer Psychotherapie geschildert. Dabei frage ich mich, inwiefern es durch die IS-TDP wirklich schneller geht und inwiefern die Prozesse mehr Zeit brauchen.

Soweit einige (für mich) markante Vignetten aus dem Buch, das mich durch die etwas andere Perspektive und durch das innere Vergleichen viele Anregungen gab.

Und es zeigt sich auch wieder für mich, wie viele Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzierungen, es zwischen den Therapiemethoden gibt.

Susanne Krumnow

Heinz Weiß: Trauma, Schuldgefühl und Wiedergutmachung – Wie Affekte innere Entwicklung ermöglichen, Klett-Cotta-Verlag Stuttgart

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„Der Schlüssel zum Unbewussten“, Einführungskurs am 29.09.2018 in Ribnitz-Damgarten (Rostock)

Am 29. September 2018 bieten wir Ihnen einen eintägigen Einführungskurs in die IS-TDP nach Davanloo an.

Harald Posininsky wird Sie in Zusammenarbeit mit Susanne Krumnow in die Metapsychologie und die Grundzüge der IS-TDP einführen

Laden Sie hier den Flyer herunter:

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Jahrestagung 29.6.-1.7.2018 ist fast ausgebucht, noch 1 Platz frei

Erfreulich, dass die Jahrestagung mit dem Thema „Generationsübergreifende Traumaweitergabe“ vom 29.6.-1.7.2018 in Zell am Main (Würzburg) breites Interesse gefunden hat. Heute, am 7.6.2018 ist nur noch ein Platz frei.

Die im Flyer angekündigten Workshops sind bereits ausgebucht, weshalb die Zahl der Workshops erweitert wurde:

  • Freitag, 29.6.: Workshop G, IS-TDP im Rollenspiel erleben, M. Lindner
  • Samstag, 30.6.: Workshop H, Einführung in die IS-TDP (nicht nur) für Newcomer, F. Tressel
  • Sonntag, 1.7.: Workshop I, „Ich bin meine Mutter und meine Oma, und meine Tochter ist Ich“, F. Tressel

Hier eine Übersicht aller Workshops der Tagung mit Links zu den jeweiligen Abstracts:

Freitag
19:00 - 21:30
A, B, C1
Neu: G
Samstag
13:30 - 15:00
D, E1, C2
Neu: H
Sonntag
10:30 - 12:00
F, E2, C3
Neu: I
A Klinisches Bild und Diagnostik bei einer Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems, U. SporerD Als Psychodetektiv auf Spurensuche, Rollenspiel, S. LandsbergF „Wie fühlen Sie mir gegenüber? - Und wie fühlen Sie noch?“ - Rollenspiel und Diskussion, I. Orbes
B Transgenerative Weitergabe von Neurosen, G. WagnerE1 (nur zusammen mit E2 belegbar) Auflösung einer Identifikation mit der Urgroßmutter, Y. HänschE2 (nur zusammen mit E1 belegbar) Auflösung einer Identifikation mit der Urgroßmutter, Y. Hänsch
C1( nur zusammen mit C2+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. SchmittC2 (nur zusammen mit C1+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. SchmittC3 nur zusammen mit C1+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. Schmitt
G IS-TDP im Rollenspiel erleben, M. LindnerH Einführung in die IS-TDP für Newcomer, F. TresselI "Ich bin meine Mutter und meine Oma und meine Tochter ist Ich", F. Tressel

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Jahrestagung 29.6.-1.7.2018: neue Workshops!

Wir freuen uns sehr, dass unsere Jahrestagung bisher so viel Interesse gefunden hat. Einige Workshops sind bereits ausgebucht und es sind nur noch wenige Zimmer im Haus Klara frei. Da mehr Teilnehmer als erwartet kommen werden, haben wir uns entschlossen, zusätzliche Workshops (G, H, I) anzubieten. Auf der Übersichtsseite zur Jahrestagung finden Sie alle Informationen. Die Tabelle unten zeit alle Workshops unserer Jahrestagung mit Links zu den jeweiligen Abstracts.

Übrigens, nur noch heute, am 31.05.2018 gilt unser Frühbucherrabatt!

Freitag
19:00 - 21:30
A, B, C1
Neu: G
Samstag
13:30 - 15:00
D, E1, C2
Neu: H
Sonntag
10:30 - 12:00
F, E2, C3
Neu: I
A Klinisches Bild und Diagnostik bei einer Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems, U. SporerD Als Psychodetektiv auf Spurensuche, Rollenspiel, S. LandsbergF „Wie fühlen Sie mir gegenüber? - Und wie fühlen Sie noch?“ - Rollenspiel und Diskussion, I. Orbes
B Transgenerative Weitergabe von Neurosen, G. WagnerE1 (nur zusammen mit E2 belegbar) Auflösung einer Identifikation mit der Urgroßmutter, Y. HänschE2 (nur zusammen mit E1 belegbar) Auflösung einer Identifikation mit der Urgroßmutter, Y. Hänsch
C1( nur zusammen mit C2+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. SchmittC2 (nur zusammen mit C1+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. SchmittC3 nur zusammen mit C1+3 belegbar), f. Fortgeschrittene, „Ich hasse dich, Mama!“, A. Schmitt
G IS-TDP im Rollenspiel erleben, M. LindnerH Einführung in die IS-TDP für Newcomer, F. TresselI "Ich bin meine Mutter und meine Oma und meine Tochter ist Ich", F. Tressel

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ISTDP-Supervision für Kursteilnehmer, 25.5.18 und 27.10.18

Für die Teilnehmer unseren laufenden ISTDP-Kurse in Nürnberg, Berlin, Essen, Dresden, Bonn und Hannover, sowie für ehemalige Kursteilnehmer, die Supervisionsbedarf haben, bieten unsere Dozenten interessierten Kursteilnehmern Supervisionstreffen an.

Es sind folgende Termine bereits feststehend:

  • Ettelbrück (Luxemburg), 25.05.2018 unter Leitung von Angela Schmitt (angela.schmitt@istdp.de)
  • Regensburg, 27.10.2018 unter Leitung von Ursula Sporer (ursula.sporer@istdp.de)

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11. Jahrestagung: Metapsychologie und Technik der IS-TDP nach Davanloo, Generationsübergreifende Traumaweitergabe, 29.6.-1.7.2018, Würzburg

Die dynamische und kreative Entwicklung in der Psychotraumatologie der letzten Jahrzehnte hat viele hervorragend wirksame, traumaspezifische Therapieverfahren hervorgebracht. Das Thema der unbewussten Übertragung von Traumata an nachfolgende Generationen ist vielschichtig erforscht und in die traumatherapeutischen Behandlungen miteingegangen.

Davanloos Begriff von Psychotrauma ist weitgreifend und tiefgehend und umfasst auch Dynamiken auf der neurobiologischen Ebene. Davanloo hat erkannt, dass sich Beginn und Ausmaß der Traumatisierung im Grad der Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems zeigen.

Davanloo war seit jeher ein neurobiologisch denkender Wissenschaftler. Davanloos IS-TDP findet wegen der Fokussierung auf Gefühle und Widerstand viel Beachtung. Über seine frühere Arbeit hat er reichlich Literatur veröffentlicht. Über sein Forschungsprogramm und seine Ausbildungstätigkeit des letzten Jahrzehnts ist jedoch kaum etwas publiziert. Es handelt sich um neue metapsychologische und technische Konzepte, die Davanloo durch intensives Erforschen des audiovisuellen Materials aus dem Montreal Closed Circuit Training Programm hinzugewonnen hat.

Die meisten Leser mögen mit den Konzepten der IS-TDP (emotionale Bindung, unbewusste Angst, neurobiologische Pathways, Zentral Dynamische Sequenz usw.) vertraut sein. Die neuen Konzepte Davanloos schließen seine Erkenntnisse über die Übertragungsneurosen in ihren verschiedenen Erscheinungsbildern, die intergenerationalen (multidimensionalen und kompetitiv-destruktiven) Übertragungsneurosen und die Beschädigungen des unbewussten Abwehrsystems mit ein.

Die Deutsche Gesellschaft für IS-TDP hat es sich zur Aufgabe gemacht, Davanloos Erbe zu verstehen und weiterzugeben. Deshalb haben wir die 11. Jahrestagung, Metapsychologie und Technik der IS-TDP nach Davanloo dem Thema der unbewussten transgenerationalen Weitergabe gewidmet.

Das Programm der diesjährigen Jahrestagung möchte Ihnen in Vorträge und Workshops die Metapsychologie der generationsübergreifenden Traumaweitergabe nahe bringen. Die Tagung ergänzt unsere laufende Weiterbildung der Kursteilnehmer und eröffnet interessierten Psychotherapeuten, die IS-TDP kennenzulernen.

Hier geht es zur Online-Anmeldung.

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Die Übertragungskomponente des Widerstandes – Transference Component of the Resistance – TCR: Artikel zum Download verfügbar

Den Artikel von Angela Schmitt und Christian Iten „Die Übertragungskomponente des Widerstandes – Transference Component of the Resistance – TCR“ stellen wir Ihnen ab sofort auch als PDF-Download zur Verfügung:

Private File - Access Forbidden

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Generationsübergreifende Weitergabe von Neurosen – Übertragungsneurosen

Viele Patienten, die eine psychiatrisch-psychotherapeutische Sprechstunde aufsuchen, leiden an einer multidimensionalen intergenerationalen Übertragungsneurose, ein Teil von ihnen wird im psychiatrischen Sprachgebrauch häufig als «frühe Störung» bezeichnet.

Dabei werden destruktive Formen von Rivalität von Generation zu Generation übertragen. Sie sind im Unbewussten der Überträger  mit vernichtenden Schuldgefühlen verknüpft, welche ihrerseits für Depressionen, Suizidalität und Suchten verantwortlich sind. Patienten, die an Übertragungsneurosen leiden, sind hochgradig gefährdet, mit ihren Behandlern ihrerseits Übertragungsneurosen einzugehen.

Christian Iten

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Schuldgefühle und ihre Bedeutung in der IS-TDP

Nach einem kurzen Rückblick in die Geschichte der Schuldgefühle in der psychodynamischen Therapie wird ihre Bedeutung in der IS-TDP dargestellt.

In Videoausschnitten aus der Therapie eines Patienten mit intergenerationeller Übertragungsneurose wird das körperliche Erleben der reaktiven unbewussten Schuldgefühle auf neurobiologischen Abfuhrwegen verdeutlicht.

Wir werden diskutieren, wie diese Gefühle zugänglich, erlebbar und differenziert werden können und warum diese Gefühle so wichtig sind.

Irene Ostertag

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Die transgenerative Weitergabe: Die Mutter und die Tochter – wie das Opfer zum Täter wird

Die transgenerative Weitergabe ist ein Phänomen der Wiederholung -des steten Wiederholens und Reproduzieren von Schmerzerfahrungen und Schuldempfinden. Sie entspricht einem fortlaufenden innerpsychischen Strafbedürfnis und weist auf eine schwere Ich- und Überich-Pathologie hin.

Die Patientinnen,   die ich Ihnen heute vorstellen werde, sind Mutter und Tochter, sie  lebten mit dem Lebensgefährten der Mutter zusammen und beide duldeten dessen perverse sexuelle Praktiken. Schlimm genug für die Mutter, die selbst als Kind missbraucht wurde. Aber lebensbedrohlich für die 11 Jahre alte Tochter. All den Hass auf den Täter und die Mutter verschiebt sie auf ihren Körper und stirbt beinahe an ihrer Magersucht.

In der intensiv-dynamischen  Therapie kommt es darauf an, die verdrängten, abgespaltenen oder dissoziierten Affekte in die Übertragungsbeziehung zu bringen, um projektiv externalisierte Selbst- und Objektanteile zu integrieren, eine Versöhnung mit inneren und äußeren Objekten und Selbstanteilen zu erreichen, um schließlich ein freies autonomes Leben zu führen.

Waltraud Malin

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Wie gehen Jugendliche mit der Diagnose „Multidimensionale intergenerationale destruktiv-kompetitive Übertragungsneurose um?“

Die Sprache der Jugendlichen ist eine andere als die der Erwachsenen. Und das ist sehr hilfreich in der Therapie der multidimensionalen intergenerationalen destruktiv-kompetitiven Übertragungsneurose. Die Sprache der Jugendlichen ist der Sprache des Unbewussten viel näher als die Sprache der Erwachsenen. Dies kann man in der Behandlung dieser schlimmen Störung wunderbar nutzen. Außerdem haben Jugendliche meist einen viel größeren Willen, ihr „wahres Ich“ freizukämpfen als Erwachsene, die oft mit zunehmendem Alter resignieren und sagen: „Ich bin halt so!“

Angela Schmitt

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Die Eltern haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden

Generationsübergreifende Traumaweitergabe: Was ist das? Wo kommt es her? Wo geht es hin?

Kanäle der inter- und transgenerationalen Traumatradierung oder: „Die Eltern haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden.“

Theorie und Videodemonstrationen.

Martha Weiß

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„Der Spieler“ – eine Sitzung aus dem Therapieverlauf zur Heilung transgenerativer Traumaweitergabe

Der Patient ist ein 30-jähriger Mechatroniker, der wegen Depression und Angststörung in Behandlung kam. Nachdem er trotz seiner besonderen Fähigkeiten, komplizierte Probleme an Geräten zu lösen, wiederholt nur für niedere Arbeiten eingesetzt worden war, wurde er zusätzlich von seinem Chef zum 2. Mal bei einer Beförderung übergangen. Darauf reagierte er mit Panikattacken und wurde arbeitsunfähig. (Mutterübertragung).

Seine Freizeit verbringt er seit fünf Jahren fast ausschließlich mit Computerspielen und Fernsehfilmen. Suchtmäßig findet dabei Befriedigung im „Lösen kniffeliger Aufgaben“.

Seine bisher einzige Liebesbeziehung scheiterte nach ein paar Monaten. Vor seiner Mutter hatte er immer Angst; er verhält sich „brav“, unterwürfig, innerlich völlig distanziert, oppositionell, voller Vorwürfe, unverzeihlich. Sie habe ihn beschimpft ohne Begründung, seelisch verletzt und zerstört, sei dann schreiend aus dem Raum oder habe ihn in sein Zimmer geschickt.

Seine Eltern stammten aus Rumänien. Von ihrem 5. Lebensjahr an wurde seiner Mutter der Haushalt und die Fürsorge für die neu geborenen Zwillingsbrüder übertragen. Wenn ihre Eltern abends spät von der Arbeit heimkamen, sei sie beschimpft und bestraft worden „für alles, was die Brüder verbockt hatten oder was sonst nicht in Ordnung war“. Wahrscheinlich sei sie auch sexuell missbraucht worden.

Seine Mutter hatte mit dem Patienten eine maligne Übertragungsneurose; sie sieht in ihm die Peiniger ihrer Kindheit. Der Patient erfüllt ihre Erwartungen mit seinem bockigen oppositionellen, leidenden Charakter. Gleichzeitig klebt er an ihr. Seinen Vater erlebt er als gerecht, aber nutzlos gegenüber der Mutter.

Wir werden Ausschnitte aus einer Sitzung der laufenden Therapie sehen. Nach einem erfolgreichen Erstinterview waren die ersten 1 ½ Jahre vom Aufbau von Angsttoleranz und vom Durcharbeiten maligner Abwehr und ständigen Versuchen, die Therapeutin in eine ÜN zu verwickeln, gekennzeichnet. Seit ½ Jahr hat eine Serie von Durchbrüchen mit sadistischer primitiv-mörderischer Wut über die Therapeutin auf die Mutter stattgefunden, gefolgt von Schuldgefühlen. Allmählich tauchten gelegentlich auch positive Gefühle zur Mutter auf.

Gerda Gottwik

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Vergleichende Videopräsentation einer Patientin mit und einer Patientin ohne Beschädigung der unbewussten Abwehrorganisation

Davanloo unterscheidet zwei große Gruppen von Patienten: Patienten aus der ersten Gruppe wurden nach dem 5. Lebensjahr traumatisiert, Patienten der zweiten Gruppe im Zeitraum von Geburt bis etwa zum 5. oder 6. Lebensjahr. Die Patienten der zweiten Gruppe sind von Beziehungspersonen geprägt, die selbst unter einer hohen Fusion von Schuld- und Wutgefühlen leiden und die aufgrund dessen Probleme mit ihrer eigenen Emotionsregulation und mit den Gefühlen ihrer Kinder haben. Diese Eltern können ihrem Kind nicht bei der Entwicklung einer reifen Emotionsregulation helfen, die Kinder können kein kompetentes unbewusstes Abwehrsystem entwickeln. Es handelt sich  hier um Entwicklungsstörungen der neurobiologischen Wege zwischen Limbischem System und Kortex. Bei Patienten der ersten Gruppe treffen die Traumatisierungen auf ein vollständig ausgebildetes unbewusstes Abwehrsystem. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigen sich vor allem in der Ausprägung der unbewussten Angst, in der Fluidität bzw. in der Zähigkeit des Prozesses, in dem Ausmaß und in der Qualität der kindlich mörderischen Wut und in der Art der Abwehrmechanismen.

Ursula Sporer

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Intensive psychodynamische Kurzzeittherapie (IS-TDP) nach Davanloo aus Klientensicht – Einzelfallanalyse eines erfolgreichen Therapieprozesses aus Sicht der Patienten

Hintergrund: Die ISTDP ist in zahlreichen Studien, Meta-Analysen , RCT-Studien in Bezug auf Effektivität  mit guten Ergebnissen und großen Effektstärken bewertet worden. Prozess-Studien zur ISTDP und deren zentrale Faktoren sind weniger gut untersucht.  Ziel unserer Arbeit ist hierzu einen Beitrag zu leisten.

Zunächst wurde bei 13 Patienten mit erfolgreich abgeschlossener IS-TDP Therapie  in einer qualitativen  Studie („ISTDP nach Davanloo aus Klientensicht“) das subjektive Erleben der Patienten mit einem für die ISTDP modifizierten „Client Change Interview“ nach Elliott (2001) untersucht. Daraus konnten lebendige, dichte, fassettenreiche  Beschreibungen über erzielte Veränderungen aus Patientensicht, ihres Erlebens der therapeutischen Beziehung, sowie die Frage nach hilfreichen und hinderlichen Momenten in der Therapie erarbeitet werden.

Aktuelle Studie: In einer Einzelfallstudie wurden Daten der Analyse von Videosequenzen des Therapieprozesses bzw. ergänzend Daten aus vorhandenen Aufzeichnungen der Therapeutin den Daten aus den subjektiven Interviews gegenüber gestellt.

Es handelte sich um eine 33 jährige Patientin mit Panikattacken, Depressionen und schweren Schlafstörungen; die Therapie umfasste 40 Stunden, das Interview fand 7 Jahre nach Abschluss der Therapie statt. Die Patientin berichtete neben dem Rückgang der Hauptsymptomatik weitgehende Veränderungen in ihrem Beziehungserleben, im Verhalten in Konfliktsituationen, einen intensiveren Zugang zu Emotionen, eine größere emotionale Flexibilität, eine veränderte Sicht auf sich selbst und andere.  Diese Veränderungen sind Im Laufe der Jahre stabil geblieben und haben sich verstärkt

Wir werden der Frage nachgehen, wie in diesem Einzelfall diese Veränderungen zustande gekommen sind und mit Hilfe der Mikroanalyse nachzeichnen, wie sich die zentralen Faktoren der ISTDP im Laufe der Therapie entwickeln. Ferner soll sowohl anhand von Videoaufnahmen bzw. von Beobachtungsprotokollen  die  multidimensionalen strukturellen Veränderungen  nach Davanloo herausgearbeitet werden.

Michelle Brehm & Gerda Gottwik

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Workshop A – Klinisches Bild und Diagnostik bei einer Beschädigung des unbewussten Abwehrsystems

Patienten, die in den ersten fünf Lebensjahre durch eine dysfunktionale Emotionsregulation der Bindungspersonen geprägt und traumatisiert wurden, weisen eine Entwicklungsbeeinträchtigung bzw. Entwicklungsschädigung des unbewussten Abwehrsystems auf.  Wie auch die Generationen vor ihnen leiden sie an einer intergenerationalen destruktiv-kompetitiven Übertragungsneurose, die aus unterschiedlichen familiären Zweigen übertragen worden sein kann.

Wie kann der Therapeut eine Schädigung der unbewussten Abwehrorganisation erkennen? Welche Auswirkungen hat eine solche Schädigung auf Motorik, Sprache und Sprechen, auf die Wahrnehmung des Selbst und des Gegenüber? Wie zeigt sich die unbewusste und projektive Angst, die immer mit einer solchen Beschädigung einhergeht? Wie verläuft der Anstieg der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR? Wie entwickeln sich die neurobiologischen Bahnen beim Anstieg der TCR und wie zeigen sie sich beim Durchbruch ins Unbewusste?

Videopräsentation und Diskussion.

Ursula Sporer

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Workshop B – Transgenerative Weitergabe von Neurosen

In den vergangenen Jahren hat sich Davanloo vor allem mit dem Phänomen der verschiedenen Übertragungsneurosen beschäftigt. Von Generation zu Generation werden unbewusst destruktive Beziehungsmuster weitergegeben, die für wiederkehrendes Leiden sorgen. In Deutschland ist die Prävalenzrate der intergenerationalen Übertragungsneurosen aufgrund der Kriege und der Nazi-Diktatur sehr hoch.

Destruktive Übertragungsneurosen können sich auch im Rahmen von Psychotherapien entwickeln. Um in der ISTDP nach Davanloo Übertragungsneurosen zwischen Patient und Therapeut zu vermeiden, müssen wir die  Übertragungskomponente des Widerstandes  zu einem optimalen Anstieg bringen, was wiederum nur durch die Anwendung von gut ausgearbeiteten Head-on Collisions gelingen kann.

Anhand von Videosequenzen einer 42 jährigen Frau mit Charakterpathologie soll die Diagnostik der multidimensionalen intergenerationalen destruktiv-kompetitiven Übertragungsneurose und das entsprechende therapeutische Vorgehen gezeigt und diskutiert werden.

Gerhild Wagner

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